Was sind Symptome einer akuten Belastungsreaktion?

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Traumatisierte Personen erleben oft Wiederholungen des Ereignisses, z.B. in Flashbacks. Intensives Leid begleitet die Erinnerung, beispielsweise durch das Betreten des Schauplatzes oder erinnerungsrelevante Geräusche. Diese Symptome sind typisch für eine akute Belastungsreaktion.
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Die akute Belastungsreaktion: Symptome eines Schocks

Ein traumatisches Erlebnis – ein Unfall, eine Naturkatastrophe, ein Überfall – kann tiefgreifende Auswirkungen auf die Psyche haben. Nicht jeder reagiert gleich, aber viele Menschen entwickeln nach einem solchen Ereignis eine akute Belastungsreaktion (ABR). Im Gegensatz zur Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), die erst nach einem Monat auftreten kann, manifestiert sich die ABR innerhalb eines Monats nach dem Trauma. Sie ist eine normale Reaktion auf eine außergewöhnliche Situation und klingt in der Regel innerhalb von Tagen bis Wochen ab. Bleiben die Symptome jedoch länger bestehen, sollte unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden.

Charakteristisch für eine ABR sind eine Vielzahl von Symptomen, die sich in verschiedene Kategorien einteilen lassen:

1. Intrusive Symptome (Wiedererleben des Traumas):

Dies ist wohl das markanteste Merkmal einer ABR. Betroffene erleben das traumatische Ereignis immer wieder aufs Neue, als wäre es gegenwärtig. Dies äußert sich in:

  • Flashbacks: Plötzliche, lebhafte und eindringliche Erinnerungen an das Trauma, inklusive sensorischer Eindrücke wie Gerüchen, Geräuschen und Bildern. Diese können so real erscheinen, dass die betroffene Person das Ereignis erneut durchlebt.
  • Albträume: Wiederkehrende, meist sehr lebhafte Träume, die das Trauma oder ähnliche bedrohliche Szenarien darstellen.
  • Intrusive Gedanken: Unerwünschte und aufdringliche Erinnerungen, die das Denken und Handeln stören. Der Versuch, diese Gedanken zu unterdrücken, verstärkt sie oft paradoxerweise.
  • Physiologische Reaktionen auf erinnerungsrelevante Reize: Schon der bloße Gedanke an das Trauma, das Betreten des Schauplatzes oder das Hören von ähnlichen Geräuschen kann starke körperliche Reaktionen wie Herzrasen, Schweißausbrüche, Zittern oder Übelkeit auslösen. Dies ist eine Art “Alarmsystem” des Körpers, das auch ohne tatsächliche Gefahr aktiviert wird.

2. Vermeidungsverhalten:

Um die belastenden Erinnerungen zu vermeiden, entwickeln Betroffene oft Vermeidungsstrategien:

  • Vermeidung von Orten, Situationen oder Menschen, die mit dem Trauma in Verbindung stehen.
  • Vermeidung von Gedanken, Gefühlen und Erinnerungen an das Ereignis.
  • Unterdrückung von Emotionen: Ein Gefühl der emotionalen Taubheit oder der Unfähigkeit, positive Emotionen zu empfinden, kann auftreten.

3. Negative Veränderungen in Denken und Stimmung:

Die Verarbeitung des Traumas führt oft zu Veränderungen in der emotionalen und kognitiven Verfassung:

  • Negative Gedanken und Überzeugungen über sich selbst, die Welt und die Zukunft. Ein Gefühl von Hilflosigkeit, Schuld oder Scham kann sich entwickeln.
  • Anhaltende Angst und Panik: Eine allgemeine Angst vor weiteren traumatischen Ereignissen kann entstehen.
  • Schlafstörungen: Schwierigkeiten beim Einschlafen, Durchschlafen oder Albträume sind häufige Symptome.
  • Konzentrationsschwierigkeiten: Die Verarbeitung des Traumas kann die Aufmerksamkeit und die Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigen.

4. Veränderungen in Erregung und Reaktionsfähigkeit:

Die erhöhte Wachsamkeit und die Übererregbarkeit des Nervensystems äußern sich in:

  • Übermäßige Schreckhaftigkeit: Betroffene reagieren übermäßig stark auf plötzliche Geräusche oder Bewegungen.
  • Gereiztheit und Wut: Eine erhöhte Reizbarkeit und Aggressivität kann auftreten.
  • Schlafstörungen: Bereits erwähnt, gehören diese zu den zentralen Symptomen.
  • Motorische Unruhe: Betroffene können Schwierigkeiten haben, ruhig zu sitzen oder zu bleiben.

Es ist wichtig zu betonen, dass nicht jeder Betroffene alle diese Symptome zeigt. Die Intensität und die Kombination der Symptome variieren stark von Person zu Person. Eine ABR ist behandelbar. Psychotherapeutische Ansätze, wie beispielsweise eine Trauma-fokussierte kognitive Verhaltenstherapie (TF-KVT), können helfen, die Symptome zu bewältigen und das Trauma zu verarbeiten. Bei starken Symptomen oder anhaltenden Beschwerden ist die Konsultation eines Arztes oder Psychotherapeuten dringend angeraten.

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