Was passiert, wenn man lange Luft anhält?

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Die menschliche Widerstandsfähigkeit ist erstaunlich: Monatelanger Nahrungsentzug ist möglich, Flüssigkeitsmangel endet tödlich nach wenigen Tagen. Doch der Sauerstoffmangel ist weitaus kritischer; Bewusstlosigkeit tritt bereits nach zwei Minuten ein, obwohl Rekordhalter deutlich länger aushalten – ein Beweis für die enorme, aber begrenzte Kapazität des Körpers.

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Die Grenzen des Atemanhaltens: Ein Tauchgang in die Physiologie

Die menschliche Fähigkeit, den Atem anzuhalten, fasziniert und ängstigt zugleich. Während wir monatelang ohne Nahrung und immerhin einige Tage ohne Wasser überleben können, setzt Sauerstoffmangel unserem Dasein deutlich schneller ein Ende. Schon nach wenigen Minuten ohne Sauerstoffzufuhr droht Bewusstlosigkeit, und irreversible Schäden sind nicht weit entfernt. Doch was genau passiert in unserem Körper, wenn wir die Luft anhalten, und warum können manche Menschen scheinbar die Grenzen des Möglichen überschreiten?

Der erste, unmittelbar spürbare Effekt ist der steigende Kohlendioxidspiegel im Blut. CO2 entsteht als Abfallprodukt des Stoffwechsels und wird normalerweise über die Atmung abgegeben. Bleibt die Ausatmung aus, reichert sich das CO2 an und löst einen immer stärker werdenden Atemreiz aus. Dieses unangenehme Gefühl des Luftnots ist der primäre Antrieb, wieder einzuatmen.

Gleichzeitig sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut (Hypoxie). Sauerstoff ist essentiell für die Energiegewinnung in unseren Zellen. Fehlt er, kommt es zu Funktionsstörungen, vor allem im Gehirn. Die ersten Anzeichen von Hypoxie sind Schwindel, Verwirrtheit und Koordinationsstörungen. Schließlich führt der Sauerstoffmangel zur Bewusstlosigkeit.

Trainierte Apnoetaucher können ihren Atem deutlich länger anhalten als untrainierte Personen. Sie erreichen dies durch verschiedene Anpassungsmechanismen. Zum einen erhöhen sie ihr Lungenvolumen und ihren Sauerstoffspeicher im Blut. Zum anderen reduzieren sie ihren Stoffwechsel und damit den Sauerstoffverbrauch. Zusätzlich spielen psychologische Faktoren wie Entspannung und Konzentrationsfähigkeit eine wichtige Rolle.

Besonders bemerkenswert ist der sogenannte Tauchreflex, der bei allen Säugetieren, auch beim Menschen, vorhanden ist. Beim Eintauchen ins kalte Wasser wird der Herzschlag verlangsamt, und die Blutgefäße in den Extremitäten verengen sich, um die Sauerstoffversorgung der lebenswichtigen Organe, insbesondere des Gehirns und des Herzens, sicherzustellen.

Trotz dieser Anpassungsmechanismen bleiben die Grenzen des Atemanhaltens eng gesteckt. Der menschliche Körper ist nicht dafür geschaffen, längere Zeit ohne Sauerstoffzufuhr zu existieren. Rekordversuche im Apnoetauchen sind daher mit erheblichen Risiken verbunden und sollten nur von erfahrenen und speziell trainierten Personen unter strenger medizinischer Aufsicht durchgeführt werden. Denn jenseits der individuellen Grenzen drohen bleibende Hirnschäden oder gar der Tod. Die scheinbare Überwindung der natürlichen Grenzen durch extreme Athleten verdeutlicht letztlich die beeindruckende, aber eben auch fragile Natur des menschlichen Organismus.