Was passiert mit der Lunge unter Wasser?

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Der zunehmende Wasserdruck beim Tauchen komprimiert die Lungenluft, wodurch Stickstoff ins Blut und die Gewebe gedrückt wird. Dieser Prozess kann, je nach Tauchtiefe und -dauer, zu einer Übersättigung des Körpers mit Stickstoff führen und Dekompressionserkrankungen begünstigen. Eine kontrollierte Aufstiegsgeschwindigkeit ist daher entscheidend.

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Die Lunge unter Wasser: Ein Tanz mit Druck und Stickstoff

Der Griff nach der Sauerstoffflasche, der Sprung ins kühle Nass, das gleitende Abtauchen in eine faszinierende Unterwasserwelt – das Tauchen übt eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Doch unter der Oberfläche spielen sich Prozesse ab, die unser Verständnis und Respekt fordern. Besonders die Lunge steht dabei im Mittelpunkt, ein Organ, das an der Oberfläche perfektioniert wurde und sich nun den Herausforderungen des Wasserdrucks stellen muss.

Druck als zentraler Akteur:

Sobald wir untertauchen, wirkt der Wasserdruck auf unseren Körper ein. Dieser Druck erhöht sich mit zunehmender Tiefe exponentiell. Das bedeutet, dass bereits in geringer Tiefe die Lunge einer enormen Kompression ausgesetzt ist. Die Luft in den Lungenbläschen (Alveolen) wird zusammengepresst, wodurch ihr Volumen abnimmt.

Dieser Effekt ist nicht nur eine Frage der Physik, sondern hat auch direkte physiologische Konsequenzen:

  • Volumenreduktion: Die Reduktion des Lungenvolumens kann das Gefühl der Atemnot verstärken, besonders für unerfahrene Taucher. Das ist einer der Gründe, warum das Erlernen korrekter Atemtechniken unter Wasser so wichtig ist.
  • Erhöhter Atemwiderstand: Die komprimierte Luft ist dichter, was bedeutet, dass der Atemwiderstand steigt. Das Atmen wird anstrengender, und die Anstrengung kann sich wiederum auf den Sauerstoffverbrauch auswirken.

Stickstoff: Freund und Feind zugleich:

Die Luft, die wir atmen, besteht hauptsächlich aus Stickstoff (ca. 78%) und Sauerstoff (ca. 21%). Unter normalem atmosphärischen Druck verhält sich Stickstoff relativ träge. Unter Wasser jedoch, aufgrund des erhöhten Drucks, ändert sich sein Verhalten dramatisch.

Der erhöhte Druck bewirkt, dass Stickstoff in größerem Umfang im Blut gelöst wird. Dieser gelöste Stickstoff wandert von der Lunge ins Blut und wird von dort aus in verschiedene Gewebe des Körpers transportiert. Je tiefer und länger ein Tauchgang dauert, desto mehr Stickstoff wird in den Geweben gespeichert.

Hier beginnt das Dilemma:

  • Die Übersättigung: Wenn ein Taucher zu schnell aufsteigt, kann der gelöste Stickstoff nicht schnell genug über die Lunge abgeatmet werden. Stattdessen bildet er Blasen im Blut und Gewebe.
  • Die Dekompressionskrankheit (DCS): Diese Stickstoffblasen können zu einer Vielzahl von Symptomen führen, von Gelenkschmerzen (die sogenannten “Bends”) bis hin zu neurologischen Schäden und im schlimmsten Fall zum Tod.

Der Schlüssel zum sicheren Tauchen: Kontrolle und Prävention:

Die gute Nachricht ist, dass die Risiken im Zusammenhang mit der Stickstoffaufnahme minimiert werden können, wenn die folgenden Prinzipien beachtet werden:

  • Langsame Aufstiegsgeschwindigkeit: Ein langsamer und kontrollierter Aufstieg ermöglicht es dem Körper, den überschüssigen Stickstoff allmählich über die Lunge abzuatmen.
  • Dekompressionsstopps: Das Einlegen von Stopps in bestimmten Tiefen während des Aufstiegs (Dekompressionsstopps) dient dazu, den Körper weiter zu entlasten und die Bildung von Stickstoffblasen zu verhindern.
  • Tauchcomputer: Moderne Tauchcomputer überwachen die Tauchtiefe, die Tauchzeit und die Aufstiegsgeschwindigkeit und berechnen die notwendigen Dekompressionsstopps.
  • Einhaltung der Tauchtabellen: Auch wenn Tauchcomputer weit verbreitet sind, ist das Verständnis und die Einhaltung von Tauchtabellen weiterhin wichtig, um die Grenzen der Stickstoffaufnahme zu kennen.
  • Ausreichende Hydration: Dehydration kann die Entstehung von Stickstoffblasen begünstigen, daher ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr vor und nach dem Tauchen entscheidend.

Fazit:

Die Lunge unter Wasser steht im Zentrum eines komplexen Zusammenspiels von Physik und Physiologie. Der Wasserdruck und die Stickstoffaufnahme sind Faktoren, die sorgfältig berücksichtigt werden müssen, um die Sicherheit beim Tauchen zu gewährleisten. Durch ein fundiertes Verständnis der zugrunde liegenden Prozesse und die Einhaltung bewährter Verfahren können Taucher die Schönheit der Unterwasserwelt sicher und verantwortungsvoll genießen. Der Schlüssel liegt in der Respektierung der Grenzen des menschlichen Körpers und der Anerkennung der Kraft des Ozeans.

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