Was ist die häufigste Ursache für Hyponatriämie?

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Hyponatriämie, gekennzeichnet durch niedrige Natriumkonzentration im Blut, resultiert häufig aus einer Überproduktion des antidiuretischen Hormons (ADH). Die Diagnose und Behandlung sind komplex und variieren je nach zugrunde liegender Erkrankung und dem behandelnden Facharzt. Eine differenzierte Diagnostik ist daher unerlässlich.

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Hyponatriämie: Die häufigsten Ursachen und die Bedeutung einer differenzierten Diagnostik

Hyponatriämie, definiert als eine Serum-Natriumkonzentration unter 135 mmol/l, ist ein häufiges elektrolytisches Ungleichgewicht mit weitreichenden klinischen Konsequenzen. Obwohl eine Überproduktion des antidiuretischen Hormons (ADH), auch Vasopressin genannt, häufig genannt wird, stellt dies eine Vereinfachung dar. Die häufigste Ursache für Hyponatriämie ist nicht einfach eine erhöhte ADH-Sekretion an sich, sondern vielmehr ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die zu einer vermehrten Wasserrückresorption in den Nieren führen. Das Verständnis dieser Mechanismen ist entscheidend für eine erfolgreiche Therapie.

Die gängige Einteilung der Hyponatriämie erfolgt nach dem extrazellulären Flüssigkeitsvolumen (ECV): hypovolämische, euvolämische und hypervolämische Hyponatriämie. Dies beeinflusst maßgeblich die zugrundeliegenden Ursachen und die therapeutische Herangehensweise.

1. Hypovolämische Hyponatriämie: Hier ist das ECV reduziert. Die Nieren versuchen, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, indem sie ADH ausschütten, was zu vermehrter Wasserrückresorption und damit zu einer Verdünnung des Natriums führt. Häufige Ursachen sind:

  • Erbrechen und Durchfall: führen zu Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten.
  • Schwere Diarrhöe: besonders bei Kindern und älteren Menschen.
  • Verbrennungen: führen zu einem erheblichen Flüssigkeitsverlust in den extrazellulären Raum.
  • Niereninsuffizienz: mit eingeschränkter Fähigkeit, Natrium auszuscheiden.
  • Diuretika-Einnahme: kann zu einem vermehrten Natrium- und Wasserverlust führen, insbesondere bei unzureichender Flüssigkeitszufuhr.

2. Euvolämische Hyponatriämie: Das ECV ist normal. Hier spielt die inappropriat hohe ADH-Sekretion (SIADH – Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion) eine zentrale Rolle, aber nicht in jedem Fall die primäre Ursache. Weitere Faktoren sind:

  • SIADH: verschiedene Ursachen, darunter Tumore, Lungenentzündungen, Medikamente (z.B. manche Antidepressiva, Opioide) und neurologische Erkrankungen. Hier ist die ADH-Sekretion unabhängig vom osmotischen Status erhöht.
  • Hypothyreose: führt zu einer verminderten renalen Natriumausscheidung.
  • Adrenalkortikale Insuffizienz (Morbus Addison): führt zu einem vermehrten Wasserretentionsvermögen.
  • Psychogene Polydipsie: exzessive Wasserzufuhr.

3. Hypervolämische Hyponatriämie: Hier ist das ECV erhöht. Die Hauptursachen sind:

  • Herzinsuffizienz: führt zu vermehrter Wasserrückhaltung.
  • Leberzirrhose: mit vermehrter Wasserrückhaltung und verminderter Natriumausscheidung.
  • Niereninsuffizienz (chronisch): eingeschränkte Fähigkeit, Natrium auszuscheiden.

Fazit: Die häufigste *Ursache für Hyponatriämie ist keine einzelne Entität, sondern die Kombination aus reduzierter Natriumausscheidung und/oder vermehrter Wasserrückhaltung, oft in Zusammenhang mit den oben genannten Erkrankungen. Eine genaue Anamnese, körperliche Untersuchung und laborchemische Analysen (inklusive Beurteilung des ECV) sind essenziell für die richtige Diagnose und die Wahl der adäquaten Therapie. Die Behandlung richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache und erfordert eine individuelle Anpassung. Eine unkritische Korrektur der Hyponatriämie kann zu schweren Komplikationen führen, weshalb eine fachärztliche Betreuung unerlässlich ist.