Warum sind Wasserleichen aufgedunsen?
Unter Wasser konserviert ein besonderer Prozess Leichen: In sauerstofffreier Umgebung wandelt sich Körperfett in eine wachsartige Substanz, das sogenannte Fettwachs um. Diese Fettschicht umhüllt den Körper wie eine schützende Hülle und bewahrt die äußeren Konturen. Durch diese Panzerung wirkt die Leiche oft aufgequollen, obwohl es sich um eine Form der Konservierung handelt.
Die aufgedunsene Erscheinung von Wasserleichen: Ein Prozess der Konservierung
Der Fund einer Wasserleiche löst stets Bestürzung und zahlreiche Fragen aus. Neben der Identifizierung des Opfers stellt sich oft die Frage nach der auffälligen, oft stark aufgedunsenen Erscheinung des Körpers. Diese ist nicht auf ein einfaches Anschwellen durch Wasseraufnahme zurückzuführen, sondern ein komplexer Prozess der natürlichen Konservierung unter spezifischen Bedingungen.
Im Gegensatz zum Zersetzungsprozess an Land, der von Insekten, Bakterien und Sauerstoff dominiert wird, gestaltet sich die Zersetzung unter Wasser deutlich anders. Der entscheidende Faktor ist der Sauerstoffmangel. In den tieferen, sauerstoffarmen Schichten von Seen, Flüssen oder dem Meer wird der bakterielle Abbau des Körpers stark gehemmt. Dieser Mangel an aerober Zersetzung führt zur Ausbildung eines besonderen Phänomens: der Adipozerifikation.
Bei der Adipozerifikation wird das Körperfett, hauptsächlich Triglyceride, unter dem Einfluss von anaeroben Bakterien und Enzymen in eine wachsartige Substanz umgewandelt – das sogenannte Fettwachs (Adipocere). Dieser Prozess ist zeitaufwendig und abhängig von verschiedenen Faktoren wie Wassertemperatur, Wassertiefe, pH-Wert des Wassers und der individuellen Körperzusammensetzung. Er kann mehrere Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern.
Das entstehende Fettwachs ist eine gelblich-weiße, seifige Substanz, die den Körper quasi einhüllt. Diese fettige Schicht wirkt wie eine schützende Hülle, die den weiteren Abbau von Geweben verlangsamt und die äußeren Körperkonturen erstaunlich gut konservieren kann. Diese Konservierung zeigt sich paradoxerweise oft in einem aufgedunsenen Erscheinungsbild. Das Fettwachs lagert sich unter der Haut ab und verursacht eine deutliche Volumenzunahme. Die Haut erscheint gespannt und glatt, was dem Körper ein unnatürlich aufgequollenes Aussehen verleiht. Es handelt sich jedoch nicht um eine Wassereinlagerung im eigentlichen Sinne, sondern um die Volumenzunahme durch das neu gebildete Fettwachs.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die aufgedunsene Erscheinung von Wasserleichen ein Ergebnis des natürlichen Konservierungsprozesses der Adipozerifikation ist. Der Sauerstoffmangel im Wasser und die Umwandlung von Körperfett in Fettwachs führen zu einer Volumenzunahme des Körpers und einem scheinbar aufgequollenen Aussehen, obwohl es sich um eine Form der natürlichen Mumifizierung handelt, die den weiteren Zersetzungsprozess erheblich verlangsamt. Die genaue Dauer und Intensität dieses Prozesses ist von verschiedenen Faktoren abhängig und variiert von Fall zu Fall.
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