Können Kurzsichtige unter Wasser besser sehen?
Kurzsichtigkeit unter Wasser: Verschwommene Sicht statt scharfer Fokus?
Die weitverbreitete Annahme, Kurzsichtige könnten unter Wasser besser sehen, ist ein weit verbreiteter Irrtum. Im Gegenteil: Für die meisten Betroffenen verschlechtert sich die Sehkraft im Wasser deutlich. Um dieses Phänomen zu verstehen, muss man die Funktionsweise des Auges und den Einfluss des Wassers auf das Licht betrachten.
Kurzsichtigkeit, auch Myopie genannt, ist ein Sehfehler, bei dem das Auge zu lang oder die Brechkraft der Linse zu stark ist. Das führt dazu, dass parallele Lichtstrahlen nicht exakt auf der Netzhaut, sondern davor scharf abgebildet werden. Das resultierende Bild ist unscharf und fernere Objekte erscheinen verschwommen. Brillen oder Kontaktlinsen korrigieren diesen Fehler, indem sie die Brechkraft des einfallenden Lichts verändern und so ein scharfes Bild auf der Netzhaut ermöglichen.
Wasser hingegen beeinflusst die Lichtbrechung auf eine signifikante Weise. Licht wird beim Übergang von Luft zu Wasser stärker gebrochen als beim Übergang von Luft zu den optischen Medien des Auges (Hornhaut und Linse). Dieser stärkere Brechungseffekt reduziert die Brechkraft, die das Auge benötigt, um ein Objekt scharf abzubilden. Bei einem normalsichtigen Auge gleicht dieser Effekt die geringere Brechkraft durch das Wasser aus, so dass die Sehschärfe nur minimal beeinträchtigt wird.
Bei Kurzsichtigen jedoch kommt es zu einer Verschlechterung der Sehschärfe. Ihr Auge besitzt bereits eine zu hohe Brechkraft. Die zusätzliche Brechung durch das Wasser verstärkt diesen Effekt. Die Lichtstrahlen werden nun noch stärker gebrochen, als es für ein scharfes Bild auf der Netzhaut notwendig wäre. Der Fokuspunkt verschiebt sich noch weiter vor die Netzhaut, was zu einer stärkeren Unschärfe führt – die Kurzsichtigkeit wird quasi noch verstärkt.
Man könnte den Effekt mit einer Lupe vergleichen: Eine Lupe konzentriert das Licht und vergrößert das Bild. Bei bereits stark vergrößerten Bildern verstärkt eine zusätzliche Lupe die Vergrößerung, was zu Verzerrungen führen kann. Ähnlich verhält es sich mit dem Wasser und dem kurzsichtigen Auge. Das Wasser wirkt wie eine zusätzliche, unerwünschte Lupe, die den bereits bestehenden Fehler verschlimmert.
Eine Ausnahme von dieser Regel besteht nur bei sehr geringfügiger Kurzsichtigkeit. In solchen Fällen kann die zusätzliche Brechung durch das Wasser die vorhandene Überkorrektur des Auges ausgleichen oder zumindest teilweise kompensieren. Die Verbesserung der Sehschärfe ist dann jedoch meist nur minimal und nicht mit der Verbesserung vergleichbar, die Normalsichtige im Wasser erfahren.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die weit verbreitete Annahme, dass Kurzsichtige unter Wasser besser sehen, ist falsch. Im Gegenteil, für die meisten Kurzsichtigen verschlechtert sich die Sehkraft unter Wasser, da die zusätzliche Brechung des Wassers die bereits vorhandene Überkorrektur des Auges verstärkt. Nur bei sehr geringer Kurzsichtigkeit kann es zu einer minimalen Verbesserung kommen, die jedoch in den meisten Fällen unbedeutend ist.
#Kurzsichtigkeit#Unterwasser Sicht#Wasser SehenKommentar zur Antwort:
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