Kann man 100 m tief tauchen?

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Als Tauchanfänger beim Open Water Diver-Kurs sind Tauchgänge zunächst auf Tiefen von maximal 18 Metern begrenzt. Für größere Tiefen ab 100 Metern und mehr bedarf es technischen Tauchens mit speziellem Equipment und Gasgemischen.

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100 Meter tief tauchen: Ein Abenteuer mit hohen Risiken

Die Faszination der Tiefsee zieht viele Menschen in ihren Bann. Der Gedanke, auf 100 Meter Tiefe zu tauchen und die dort herrschende, fast unwirkliche Welt zu erkunden, ist verlockend. Doch die Frage ist: Kann man das überhaupt – und wenn ja, unter welchen Bedingungen?

Die einfache Antwort lautet: Ja, man kann 100 Meter tief tauchen, aber es ist alles andere als ein einfacher Ausflug. Ein Tauchgang in dieser Tiefe ist extrem anspruchsvoll und erfordert weit mehr als die Grundausbildung eines Open Water Divers, die üblicherweise Tauchgänge bis maximal 18 Meter erlaubt. Dieser Tiefenbereich ist bereits mit einem erheblichen Druck verbunden, der auf den Körper wirkt, und erfordert bereits ein gewisses Maß an Erfahrung und Training.

Ein Tauchgang auf 100 Meter Tiefe zählt zum technischen Tauchen. Dies ist eine spezialisierte Disziplin, die weit über den Rahmen des Freizeittauchens hinausgeht. Technische Taucher benötigen dafür:

  • Spezielle Ausrüstung: Hochwertige und zuverlässige Tauchausrüstung ist essentiell. Dies umfasst unter anderem spezielle Tauchcomputer mit Tiefen- und Dekompressionsprofilen für große Tiefen, redundante Atemregler, mehrere Tauchflaschen mit verschiedenen Gasgemischen (Trimix, Heliox), Dekompressionsflaschen, leistungsstarke Tauchlampen und robuste Trockentauchanzüge.

  • Fortgeschrittene Ausbildung: Um die Risiken zu minimieren, ist eine umfangreiche und intensive Ausbildung unerlässlich. Diese beinhaltet Kurse in technischem Tauchen, Dekompressionstheorie und -planung, Gasmanagement, Notfallverfahren in der Tiefe und die sichere Handhabung der komplexen Ausrüstung. Jahrelange Erfahrung und zahlreiche Tauchgänge in zunehmenden Tiefen sind notwendig, bevor man sich an einen Tauchgang in dieser Tiefe heranwagt.

  • Spezielle Gasgemische: In großen Tiefen steigt der Partialdruck von Stickstoff und Sauerstoff gefährlich an. Um diesem entgegenzuwirken, werden spezielle Gasgemische wie Trimix (Sauerstoff, Stickstoff, Helium) eingesetzt. Die genaue Zusammensetzung wird sorgfältig nach Tiefe und Tauchzeit berechnet, um das Risiko der Stickstoffnarkose und des Sauerstoffvergiftung zu minimieren.

  • Umfassende Planung und Vorbereitung: Jeder technische Tauchgang, insbesondere in solchen Tiefen, muss minutiös geplant werden. Dies beinhaltet die Berücksichtigung von Strömungen, Sichtverhältnissen, möglicher Ausrüstungsprobleme und die detaillierte Dekompressionsplanung, um die gefährliche Bildung von Stickstoffblasen im Blut zu vermeiden. Ein gut geschulter Tauchpartner ist unabdingbar.

Ein Tauchgang auf 100 Meter Tiefe ist also alles andere als eine leichte Übung. Er birgt erhebliche Risiken, die nur mit einer umfassenden Ausbildung, perfekter Ausrüstung und exzellenter Planung beherrscht werden können. Es ist eine Disziplin, die nur von erfahrenen und bestens ausgebildeten technischen Tauchern unternommen werden sollte. Die Schönheit der Tiefsee sollte immer mit Respekt und Vorsicht genossen werden.