Wie gründet man eine 1 € GmbH?

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Die Gründung einer Ein-Euro-GmbH, auch Mini-GmbH genannt, ist mit geringem Stammkapital möglich. Ein notariell beglaubigter Gesellschaftsvertrag und mindestens ein Gesellschafter sind erforderlich. Die vereinfachte Gründung bietet Vorteile, birgt aber auch spezifische rechtliche Herausforderungen.

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Die 1€-GmbH: Klein im Kapital, groß in den Herausforderungen?

Die Gründung einer GmbH mit einem Stammkapital von nur einem Euro, oft als „Ein-Euro-GmbH“ oder „Mini-GmbH“ bezeichnet, klingt verlockend: Minimaler Kapitaleinsatz für den Start ins Unternehmertum. Doch dieser scheinbare Vorteil birgt erhebliche Risiken und rechtliche Fallstricke, die sorgfältig abgewogen werden müssen. Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Aspekte einer solchen Gründung und zeigt auf, wann sie sinnvoll und wann sie eher abzuraten ist.

Die scheinbare Einfachheit:

Tatsächlich ist die Gründung an sich nicht komplizierter als die einer „normalen“ GmbH. Die wesentlichen Schritte bleiben gleich:

  • Gesellschaftsvertrag: Ein notariell beglaubigter Gesellschaftsvertrag ist unabdingbar. Dieser muss alle relevanten Punkte wie die Gesellschafter, den Gegenstand des Unternehmens, die Geschäftsführung und die Gewinn- und Verlustbeteiligung regeln. Die Reduzierung des Stammkapitals auf einen Euro ändert daran nichts.
  • Stammeinlage: Die Mindesteinlage von einem Euro muss tatsächlich erbracht werden. Dies geschieht meist durch Bareinzahlung auf ein Treuhandkonto.
  • Anmeldung beim Handelsregister: Nach der Beurkundung des Gesellschaftsvertrages erfolgt die Anmeldung beim zuständigen Handelsregister. Die Eintragung ist kostenpflichtig.
  • Weitere Formalitäten: Auch die Ein-Euro-GmbH unterliegt den üblichen Meldepflichten gegenüber Finanzamt, Berufsgenossenschaft etc.

Die Kehrseite der Medaille:

Die niedrige Stammeinlage mag auf den ersten Blick attraktiv erscheinen, doch sie verschleiert die tatsächlichen Risiken:

  • Haftungsrisiko: Die GmbH haftet mit ihrem gesamten Vermögen. Bei einem Stammkapital von nur einem Euro ist dieses Vermögen minimal. Gläubiger haben im Falle einer Insolvenz kaum etwas zu fordern. Die persönliche Haftung der Geschäftsführer bleibt davon unberührt und kann existenzbedrohend sein.
  • Geringes Eigenkapital: Ein knappes Eigenkapital erschwert die Finanzierung des Unternehmens. Kreditinstitute sind bei der Vergabe von Darlehen oft skeptischer, da die Bonität durch das geringe Stammkapital beeinträchtigt wird. Investoren werden sich ebenfalls zurückhalten.
  • Imageproblem: Eine Ein-Euro-GmbH kann bei Kunden und Geschäftspartnern einen negativen Eindruck hinterlassen. Sie kann als Zeichen für mangelnde Seriosität oder mangelndes Engagement interpretiert werden.
  • Komplexität trotz Einfachheit: Obwohl die Gründung selbst nicht komplexer ist, erfordert die laufende Geschäftsführung eine umso gründlichere Planung und Kontrolle, um die finanzielle Stabilität des Unternehmens zu gewährleisten.

Wann ist eine 1€-GmbH sinnvoll?

Eine Ein-Euro-GmbH kann in Ausnahmefällen sinnvoll sein, beispielsweise bei:

  • Start-ups mit hohem Wachstumspotenzial: Wenn die Gründer auf Venture Capital oder Business Angels angewiesen sind, kann die niedrige Stammeinlage zunächst akzeptabel sein, da das Eigenkapital später durch externe Finanzierung aufgestockt werden kann. Dies erfordert aber einen überzeugenden Businessplan und ein hohes Maß an Risikobereitschaft.
  • Holding-Gesellschaften: Hier steht die Beteiligungsfunktion im Vordergrund, und das operative Geschäft findet in Tochtergesellschaften statt. Das geringe Stammkapital der Holding ist in diesem Fall weniger kritisch.

Fazit:

Die Gründung einer Ein-Euro-GmbH sollte gut überlegt sein. Die scheinbare Einfachheit und der geringe Kapitaleinsatz täuschen über die damit verbundenen Risiken hinweg. Eine gründliche Beratung durch einen Steuerberater und Anwalt ist unerlässlich, um die rechtlichen und finanziellen Implikationen zu verstehen und eine fundierte Entscheidung treffen zu können. Oft ist eine höhere Stammeinlage die bessere und sicherere Grundlage für einen erfolgreichen Unternehmensstart.