Welche Farbe Licht macht müde?

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Gelblich-oranges Licht initiiert die Melatoninproduktion und fördert den natürlichen Schlafrhythmus. Im Gegensatz dazu hemmt das bläulich-weiße Spektrum die Melatonin-Ausschüttung und signalisiert dem Körper Wachheit. Die Lichtfarbe beeinflusst somit maßgeblich unseren Schlafmuster.

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Das Licht der Müdigkeit: Wie Farben unseren Schlaf beeinflussen

Die Frage, welche Lichtfarbe uns müde macht, ist komplexer als man zunächst denkt. Es ist nicht eine einzelne Farbe, sondern vielmehr das Spektrum des Lichts und seine Auswirkung auf unsere innere Uhr, den zirkadianen Rhythmus, die die Müdigkeit beeinflusst. Während die landläufige Annahme, dass gelbes Licht schläfrig macht, im Kern stimmt, bedarf es einer differenzierteren Betrachtung.

Gelblich-oranges Licht, insbesondere im Bereich des langwelligen Lichts (ca. 550-600 nm), initiiert tatsächlich die Produktion von Melatonin. Dieses Hormon, oft als “Schlafhormon” bezeichnet, reguliert unseren Schlaf-Wach-Rhythmus. Die Rezeptoren in unserer Retina, insbesondere die melanopsin-sensitiven Ganglienzellen, registrieren dieses Licht und signalisieren dem Gehirn: “Es wird dunkel, Zeit zum Schlafen.” Die Folge ist eine vermehrte Melatoninsekretion, die Müdigkeit und Schläfrigkeit fördert. Denken Sie an das warme, gedämpfte Licht einer Kerze oder einer altmodischen Glühbirne – es wirkt beruhigend und fördert Entspannung.

Im Gegensatz dazu wirkt bläulich-weißes Licht, reich an kurzwelligem Licht (ca. 450-480 nm), anregend und wachhaltend. Es hemmt die Melatoninproduktion und signalisiert dem Körper: “Es ist Tag, bleib wach!” Dies erklärt, warum das Licht von Smartphones, Tablets und Computerbildschirmen, die oft einen hohen Blaulichtanteil aufweisen, unsere Einschlafphase negativ beeinflussen kann. Der blaue Lichtanteil unterdrückt die Melatoninproduktion und verzögert den natürlichen Einschlafprozess, was zu Schlafstörungen und Müdigkeit am nächsten Tag führen kann.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Intensität des Lichts ebenfalls eine Rolle spielt. Auch schwach gelbliches Licht kann eine Wirkung auf die Melatoninproduktion haben, während sehr starkes, gelbliches Licht, beispielsweise in Form von starkem Sonnenlicht, anstatt Müdigkeit, eine belebende Wirkung haben kann.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Während gelblich-oranges Licht im Allgemeinen die Melatoninproduktion fördert und somit Müdigkeit begünstigt, wirkt bläulich-weißes Licht eher anregend und wachhaltend. Die individuelle Empfindlichkeit gegenüber verschiedenen Lichtfarben und -intensitäten kann jedoch variieren. Für einen gesunden Schlaf ist es daher ratsam, in den Abendstunden eher auf warmweißes oder gelbliches Licht zurückzugreifen und den Gebrauch von blaulichtintensiven Geräten vor dem Schlafengehen zu minimieren. Die bewusste Steuerung der Lichtfarben im Alltag kann so zu einem verbesserten Schlaf-Wach-Rhythmus und einem gesteigerten Wohlbefinden beitragen.