Wo auf der Welt ist die Nacht am längsten?

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An den Erdpolen versinkt die Sonne für Monate im ewigen Dunkel der Polarnacht. Diese extreme Nacht, fast ein halbes Jahr lang, verkürzt sich graduell mit zunehmender Entfernung zum Pol. Am Polarkreis erlebt man hingegen nur einen einzigen Tag völliger Dunkelheit.
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Die längste Nacht der Welt: Ein Spiel mit Breitengraden und Jahreszeiten

Die Frage nach dem Ort mit der längsten Nacht der Welt lässt sich nicht mit einem einzigen Punkt auf der Erdkugel beantworten. Vielmehr hängt die Dauer der Dunkelheit stark vom Breitengrad und der Jahreszeit ab. Während an den Äquatorregionen Tag und Nacht stets annähernd gleich lang sind, erleben die Gebiete in hohen Breiten die extremen Phänomene der Polarnacht und des Mitternachtssonne.

Am extremsten zeigt sich die längste Nacht an den geographischen Polen, dem Nord- und Südpol. Hier herrscht während des jeweiligen Polarwinters monatelang ununterbrochene Dunkelheit. Diese Polarnacht dauert am Nordpol etwa von September bis März, am Südpol von März bis September – jeweils mit leichten Schwankungen aufgrund der elliptischen Erdbahn. Die genaue Dauer variiert minimal von Jahr zu Jahr. In dieser Zeit versinkt die Sonne unter dem Horizont und taucht erst nach Monaten wieder auf. Man spricht von einer “ewigen Nacht”, obwohl “ewig” hier natürlich nur die Dauer der jeweiligen Polarnacht beschreibt.

Je weiter man sich vom Pol entfernt, desto kürzer wird die Polarnacht. Am Polarkreis, dem 66. Breitengrad Nord und Süd, ist die Situation besonders interessant. Hier erleben die Bewohner am kürzesten Tag des Jahres (Wintersonnenwende) einen einzigen Tag völliger Dunkelheit. Die Sonne geht zwar unter, aber nur kurz, um gleich wieder aufzugehen. Bereits an leicht niedrigeren Breitengraden wird die Dunkelheit der kürzesten Tage deutlich kürzer.

Die Erfahrung der “längsten Nacht” ist also relativ und hängt vom Standpunkt ab. Während an den Polen die Sonne monatelang unter dem Horizont bleibt, bedeutet die längste Nacht am Polarkreis lediglich einen einzigen Tag ohne Sonnenlicht. Die Dauer der Dunkelheit reduziert sich graduell mit abnehmender geographischer Breite. Die “längste Nacht” ist somit kein einzelner Ort, sondern ein graduelles Phänomen, das sich über große Flächen der Polarregionen erstreckt und in seiner Intensität mit dem Breitengrad variiert. Die Wahrnehmung der Dunkelheit wird zudem von Faktoren wie Bewölkung und Schneebedeckung beeinflusst. Ein klarer, sternenübersäter Himmel kann die gefühlte Länge der Nacht dennoch stark verändern.