Welche Raumstationen sollen die ISS ersetzen?

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Die ISS geht in den Ruhestand, doch der Orbit bleibt belebt. Kommerzielle Nachfolger wie das Orbital Reef von Blue Origin und Sierra Space stehen bereit, um die Forschungs- und Entwicklungsarbeit im All fortzuführen. Erste Systeme dieser neuen Stationen sind bereits im Einsatz.

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Die Internationale Raumstation (ISS) nähert sich ihrem wohlverdienten Ruhestand. Doch das bedeutet nicht das Ende der bemannten Präsenz im erdnahen Orbit. Ganz im Gegenteil: Eine neue Ära der kommerziellen Raumstationen bricht an, mit dem Versprechen von Innovation, Forschung und – vielleicht – sogar Tourismus in ungeahnten Dimensionen. Welche Stationen stehen bereit, das Erbe der ISS anzutreten und die Zukunft im All zu gestalten?

Während die ISS ein internationales Gemeinschaftsprojekt war, dominieren im kommenden Wettlauf um den Orbit private Unternehmen. Allen voran steht das ambitionierte Projekt Orbital Reef, eine Kooperation zwischen Blue Origin (Jeff Bezos) und Sierra Space. Dieses “Business Park im All”, wie es die Entwickler nennen, soll nicht nur Wissenschaftlern und Astronauten, sondern auch kommerziellen Nutzern offenstehen. Von der Filmproduktion bis zur Herstellung neuartiger Materialien in der Schwerelosigkeit – Orbital Reef verspricht ein vielseitiges Ökosystem im Orbit. Sierra Space’s Large Inflatable Fabric Environment (LIFE) Habitat, ein aufblasbares Modul, soll dabei eine zentrale Rolle spielen und großzügigen Wohn- und Arbeitsraum bieten. Erste Testsysteme des LIFE-Habitats sind bereits im Einsatz, um die Technologie zu validieren.

Ein weiterer ernstzunehmender Konkurrent ist Starlab, ein Projekt von Nanoracks, Voyager Space und Lockheed Martin. Diese Station fokussiert sich verstärkt auf wissenschaftliche Forschung und soll unter anderem ein modernes Labor für biologische Experimente beherbergen. Auch hier spielt ein aufblasbares Modul eine wichtige Rolle, das von Lockheed Martin entwickelt wird.

Neben diesen großen Playern gibt es eine Reihe weiterer Unternehmen, die an eigenen Raumstationskonzepten arbeiten. Axiom Space beispielsweise plant Module an die ISS anzudocken, die später als eigenständige Station weiterbetrieben werden können. Auch Northrop Grumman entwickelt ein freifliegendes, modulares Raumstationskonzept.

Diese neuen Stationen unterscheiden sich in ihren Zielen und Ausrichtungen. Während einige auf wissenschaftliche Forschung fokussieren, sehen andere das Potenzial in der kommerziellen Nutzung, vom Weltraumtourismus bis zur Herstellung spezieller Produkte. Eines haben sie jedoch gemeinsam: Sie alle bauen auf den Erfahrungen und Erkenntnissen der ISS auf und versprechen eine aufregende Zukunft für die Menschheit im All.

Der Übergang von der ISS zu kommerziellen Raumstationen ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Raumfahrt. Es bleibt abzuwarten, welche dieser Konzepte sich letztendlich durchsetzen und wie die zukünftige Landschaft im erdnahen Orbit aussehen wird. Eines ist jedoch sicher: Die Ära der kommerziellen Raumstationen hat begonnen, und sie verspricht, innovativ, dynamisch und voller ungeahnter Möglichkeiten zu sein.