Was sind wirbellose Fische?

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Es gibt keine wirbellosen Fische. Fische, per Definition, gehören zum Stamm der Chordata und besitzen somit eine Chorda dorsalis, eine Vorstufe der Wirbelsäule. Der Begriff wirbelloser Fisch ist daher ein Widerspruch in sich. Alle Lebewesen, die allgemein als Fische bezeichnet werden, sind Wirbeltiere.
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Der vermeintliche wirbellose Fisch: Ein Paradoxon der Biologie

Der Begriff wirbelloser Fisch mag auf den ersten Blick seltsam anmuten, und das aus gutem Grund: Er ist schlichtweg falsch. Es gibt keine wirbellosen Fische. Die Bezeichnung ist ein Widerspruch in sich, ein biologisches Paradoxon, das auf einem Missverständnis der grundlegenden Klassifizierung des Tierreichs beruht. Um das zu verstehen, müssen wir uns kurz mit den Grundlagen der Tierklassifikation beschäftigen.

Die Tierwelt ist in verschiedene Stämme unterteilt, basierend auf gemeinsamen Merkmalen und evolutionären Beziehungen. Einer dieser Stämme ist der Stamm der Chordata. Was zeichnet diesen Stamm aus? Ein entscheidendes Merkmal ist das Vorhandensein einer Chorda dorsalis, eines flexiblen, stabartigen Gewebes, das sich während der Embryonalentwicklung entlang des Rückens bildet. Bei Wirbeltieren, einer Untergruppe der Chordata, entwickelt sich die Chorda dorsalis entweder vollständig oder teilweise zu einer Wirbelsäule.

Und hier liegt der springende Punkt: Fische, per Definition, gehören zum Stamm der Chordata. Sie besitzen eine Chorda dorsalis, wenn auch bei einigen primitiven Fischarten nur in rudimentärer Form. Diese Chorda dorsalis ist die Vorstufe der Wirbelsäule, dem charakteristischen Merkmal der Wirbeltiere. Die Wirbelsäule bietet Stabilität, Schutz für das Rückenmark und dient als Ansatzpunkt für Muskeln, was eine größere Beweglichkeit und Komplexität der Bewegungen ermöglicht.

Der Begriff wirbellos hingegen, bezieht sich auf Tiere, die keine Wirbelsäule besitzen. Zu dieser riesigen und vielfältigen Gruppe gehören beispielsweise Insekten, Würmer, Weichtiere (wie Schnecken und Tintenfische) und Krebstiere. Sie sind die Mehrheit der Tierarten auf unserem Planeten.

Woher kommt dann die Verwirrung? Wahrscheinlich rührt sie von der Tatsache her, dass einige Meeresbewohner, die fischähnlich aussehen oder sich wie Fische verhalten, tatsächlich keine sind. Beispiele hierfür sind:

  • Seesterne und Seeigel: Diese gehören zum Stamm der Stachelhäuter und sind weder Chordata noch Wirbeltiere. Ihre Körperform und Fortbewegungsweise unterscheiden sich grundlegend von denen von Fischen.

  • Quallen: Diese gehören zum Stamm der Nesseltiere und sind radiärsymmetrisch aufgebaut. Sie haben weder eine Wirbelsäule noch eine Chorda dorsalis.

  • Kopfweichtiere (Tintenfische, Kraken): Obwohl einige Kopfweichtiere beeindruckende Schwimmfähigkeiten besitzen und im Ozean leben, sind sie Weichtiere und somit Wirbellose.

Es ist also wichtig, sich nicht von der äußeren Erscheinung täuschen zu lassen. Nur weil ein Tier im Wasser lebt und schwimmt, bedeutet das nicht, dass es ein Fisch ist. Und wenn es ein Fisch ist, dann ist es zwangsläufig ein Wirbeltier, da die Existenz eines wirbellosen Fisches eine biologische Unmöglichkeit darstellt.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Alle Lebewesen, die allgemein als Fische bezeichnet werden – von kleinen Guppys bis hin zu riesigen Haien – sind Wirbeltiere. Der Begriff wirbelloser Fisch ist ein Widerspruch in sich und existiert in der Welt der Biologie nicht. Es handelt sich um ein falsches Konzept, das durch ein Missverständnis der grundlegenden Klassifizierung des Tierreichs und der evolutionären Bedeutung der Chorda dorsalis bzw. der Wirbelsäule entsteht.