Warum sind die Flugzeiten von Ost nach West länger?

Die unsichtbare Kraft: Warum Ost-West-Flüge länger dauern

Haben Sie sich jemals gefragt, warum ein Flug von New York nach London kürzer dauert als der Rückflug von London nach New York, obwohl die Distanz die gleiche ist? Die Antwort liegt nicht in einer magischen Anomalie, sondern in einer unsichtbaren Kraft, die unsere Atmosphäre durchdringt: den Jetstreams.

Es ist ein weitverbreitetes Phänomen: Ost-West-Flüge dauern oft länger als West-Ost-Flüge. Dies ist nicht nur eine Wahrnehmung, sondern eine physikalische Realität, die von der Dynamik der Atmosphäre und insbesondere von den Jetstreams beeinflusst wird.

Was sind Jetstreams und wie beeinflussen sie Flüge?

Jetstreams sind starke, schnell fließende Winde in der oberen Troposphäre, etwa 9 bis 12 Kilometer über dem Boden. Sie entstehen durch Temperaturunterschiede zwischen den Polarregionen und den wärmeren, äquatornahen Gebieten. Diese Temperaturunterschiede erzeugen Druckgradienten, die wiederum diese starken Luftströmungen antreiben.

Der entscheidende Punkt ist, dass diese Jetstreams in der nördlichen Hemisphäre in der Regel von West nach Ost wehen. Stellen Sie sich vor, Sie versuchen, gegen einen starken Fluss anzuschwimmen. Genau das passiert mit Flugzeugen, die von Ost nach West fliegen. Sie müssen nicht nur die Distanz überwinden, sondern auch den Gegenwind des Jetstreams bekämpfen.

Der Gegenwind macht den Unterschied

Dieser Gegenwind kann die Geschwindigkeit eines Flugzeugs erheblich reduzieren. Während ein Flugzeug ohne Wind vielleicht mit einer Geschwindigkeit von 800 km/h fliegt, kann der Gegenwind des Jetstreams diese Geschwindigkeit um 100-200 km/h reduzieren. Das bedeutet, dass der Flug nicht nur länger dauert, sondern auch mehr Treibstoff verbraucht.

Auf der anderen Seite profitieren Flugzeuge, die von West nach Ost fliegen, von diesen Jetstreams. Der Rückenwind erhöht die Geschwindigkeit des Flugzeugs und verkürzt die Reisezeit.

Die Erdrotation und der Coriolis-Effekt

Oft wird auch die Erdrotation in Verbindung mit der Flugrichtung genannt. Tatsächlich spielt die Erdrotation und der daraus resultierende Coriolis-Effekt eine Rolle bei der Entstehung und Richtung der Jetstreams. Der Coriolis-Effekt lenkt Winde auf der Nordhalbkugel nach rechts ab, was dazu beiträgt, dass die Jetstreams hauptsächlich von West nach Ost wehen.

Es ist nicht immer gleich

Es ist wichtig zu beachten, dass die Stärke und Position der Jetstreams variieren können, abhängig von Jahreszeit, Wetterbedingungen und anderen Faktoren. Im Winter sind die Temperaturunterschiede zwischen den Polarregionen und den Tropen größer, was zu stärkeren Jetstreams führt. Daher kann der Unterschied in der Flugzeit zwischen Ost-West- und West-Ost-Flügen im Winter ausgeprägter sein.

Fazit

Die nächste Mal, wenn Sie einen Flug von Ost nach West buchen und sich über die längere Flugzeit wundern, denken Sie an die unsichtbaren Kräfte, die in der oberen Atmosphäre wirken. Die Jetstreams sind ein faszinierendes Beispiel dafür, wie natürliche Phänomene unseren Alltag beeinflussen können. Sie sind ein entscheidender Faktor in der Luftfahrt und tragen dazu bei, dass jeder Flug einzigartig ist.