Warum kann man nicht über die Pole fliegen?

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Polarflüge bergen ein erhöhtes Strahlenrisiko. Die schwächeren geomagnetischen Pole der Erde lassen kosmische Strahlung stärker durch, was für Passagiere und Besatzung gesundheitsschädlich sein kann.
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Über die Pole fliegen? Nicht ganz so einfach!

Die Vorstellung, in einem Flugzeug über den Nord- oder Südpol zu fliegen, mag romantisch klingen. Doch die Realität sieht anders aus: Direkte Routen über die Pole sind weitaus seltener als man vermuten würde und werden nur unter bestimmten Umständen genutzt. Ein entscheidender Faktor ist dabei das erhöhte Strahlenrisiko. Dieser Artikel beleuchtet die Gründe, warum Polarflüge nicht zur Routine gehören.

Der unsichtbare Feind: Kosmische Strahlung

Die Erde ist von einem Magnetfeld umgeben, welches uns vor der stetigen Bombardierung mit kosmischer Strahlung schützt. Dieses Magnetfeld ist jedoch nicht gleichmäßig stark. An den Polen ist es deutlich schwächer als am Äquator. Dies bedeutet, dass an diesen Stellen mehr hochenergetische Teilchen der kosmischen Strahlung die Atmosphäre durchdringen können. Diese Strahlung besteht aus Protonen, Alpha-Teilchen und anderen energiereichen Elementarteilchen, die aus dem Weltraum kommen.

Für Passagiere und Besatzung eines Flugzeugs bedeutet das eine erhöhte Strahlenbelastung. Je höher die Flughöhe, desto dünner wird die schützende Atmosphäre und desto intensiver wird die Strahlenexposition. In Polarregionen summieren sich diese Effekte, was zu einer signifikant höheren Strahlenbelastung im Vergleich zu Flügen in niedrigeren Breitengraden führt.

Gesundheitliche Auswirkungen und Vorsichtsmaßnahmen

Die zusätzliche Strahlenbelastung bei Polarflügen ist nicht zu vernachlässigen. Obwohl die Dosis im Allgemeinen innerhalb der zulässigen Grenzwerte für Flugreisende bleibt, stellt sie dennoch ein erhöhtes Gesundheitsrisiko dar. Langzeitfolgen wie ein erhöhtes Krebsrisiko können nicht ausgeschlossen werden, insbesondere bei häufiger Exposition. Fluggesellschaften und Besatzungen sind sich dieser Risiken bewusst und treffen entsprechende Vorsichtsmaßnahmen. Dazu gehört unter anderem die genaue Berechnung der Flugrouten, um die Zeit in den Strahlungszonen so gering wie möglich zu halten und die regelmäßige Überwachung der Strahlenbelastung der Besatzung. Schwangere Frauen werden oft von solchen Flügen abgeraten.

Weitere Faktoren neben der Strahlung

Neben der Strahlenbelastung spielen auch andere Faktoren eine Rolle, die Polarflüge weniger attraktiv machen. Dazu gehören:

  • Wetterbedingungen: Die Polarregionen sind bekannt für extrem wechselhafte und oft ungünstige Wetterbedingungen, die zu Verspätungen und Flugausfällen führen können.
  • Navigation: Die Navigation in den Polarregionen ist anspruchsvoller und benötigt spezielle Ausrüstung und Expertise.
  • Infrastruktur: Die Infrastruktur für die Wartung und Unterstützung von Flugzeugen ist in den Polarregionen deutlich eingeschränkter als in anderen Regionen.
  • Wirtschaftlichkeit: Die längeren Flugstrecken und die zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen erhöhen die Kosten eines Polarfluges.

Fazit:

Polarflüge sind zwar möglich, aber aufgrund des erhöhten Strahlenrisikos und weiterer praktischer Herausforderungen keine Routine. Sie werden nur in Ausnahmefällen genutzt, wenn die Vorteile einer direkten Polarroute die Risiken und die zusätzlichen Kosten überwiegen. Die Sicherheit von Passagieren und Besatzung hat dabei stets höchste Priorität. Die Fluggesellschaften optimieren Routenplanung und Flugzeuge, um die Strahlenbelastung so weit wie möglich zu minimieren, aber ein restliches Risiko bleibt bestehen.