Spürt man Beschleunigung im Weltraum?
Gewichtslosigkeit im Raumschiff entsteht durch das Fehlen von Schwerkraft, nicht durch fehlende Beschleunigung. Der Antrieb sorgt für Beschleunigung, die aber – einmal erreicht – nicht mehr als solche empfunden wird. Erst beim Abbremsen oder Kurswechsel spürt man wieder Kräfte.
Beschleunigung im All: Gewichtslosigkeit und das Gefühl der Bewegung
Die weitverbreitete Vorstellung, im Weltraum herrsche völlige Schwerelosigkeit und damit auch Bewegungslosigkeit, ist ein Trugschluss. Gewichtslosigkeit in einem Raumschiff ist nicht das Ergebnis fehlender Beschleunigung, sondern des freien Falls. Der Raumkapsel und ihren Insassen wirkt zwar die Schwerkraft der Erde (oder eines anderen Himmelskörpers) nach wie vor entgegen, jedoch befinden sich alle im selben freien Fall um den Himmelskörper herum. Diese kontinuierliche, aber gleichmäßige Beschleunigung Richtung Erde wird von den Insassen nicht als solche wahrgenommen, da sie mit der Kapsel “mitfällt”.
Nehmen wir ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich in einem Fahrstuhl, der im freien Fall nach unten rast. Sie würden sich schwerelos fühlen, obwohl Sie mit beträchtlicher Geschwindigkeit beschleunigen. Genau das passiert im Orbit: Die Raumkapsel und ihre Insassen fallen permanent auf die Erde zu, werden aber durch ihre hohe Tangentialgeschwindigkeit am Fallen “hindert”. Sie umkreisen die Erde, anstatt auf sie zu stürzen.
Die Beschleunigung durch den Raketenantrieb hingegen wird während des Starts und von Manövern deutlich gespürt. Dieser Schub ist eine Kraft, die auf den Körper wirkt und eine Beschleunigung verursacht, die man als Druck oder G-Kraft wahrnimmt. Je stärker der Antrieb, desto höher die Beschleunigung und desto stärker wird dieser Druck empfunden – ähnlich dem Gefühl, das man beim starken Bremsen in einem Auto verspürt. Der Unterschied liegt hier in der Richtung der Kraft: Beim Start wirkt die Kraft in Richtung der Bewegungsrichtung, während beim Bremsen die Kraft der Bewegung entgegengerichtet ist.
Sobald die gewünschte Geschwindigkeit erreicht ist und der Antrieb abgeschaltet wird, verschwindet das Beschleunigungsgefühl. Die Bewegung des Raumschiffs und seiner Insassen ist nun – bis auf minimale Korrekturen durch Triebwerke – gleichförmig. Erst Kurskorrekturen, das Abbremsen beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre oder das Andocken an eine Raumstation lösen wieder spürbare Beschleunigungen und damit verbundene Kräfte aus. Diese können je nach Stärke des Manövers unangenehm sein und speziell beim Wiedereintritt durch die Reibungshitze mit der Atmosphäre sogar lebensbedrohlich werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Im Weltraum herrscht keine absolute Bewegungslosigkeit. Es gibt kontinuierliche, aber unsichtbare Beschleunigungen (z.B. die Gravitation), die nicht als solche empfunden werden. Beschleunigung aufgrund von Raketenantrieb oder anderen Manövern wird hingegen deutlich als Kraft wahrgenommen, die auf den Körper wirkt. Gewichtslosigkeit ist somit nicht gleichbedeutend mit fehlender Beschleunigung, sondern vielmehr mit einem speziellen Zustand des freien Falls.
#Beschleunigung#Schwerelosigkeit#WeltraumKommentar zur Antwort:
Vielen Dank für Ihre Kommentare! Ihr Feedback ist sehr wichtig, damit wir unsere Antworten in Zukunft verbessern können.