Wie liegen, damit Medikamente schneller wirken?

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Schmerzmittel wirken nachweislich schneller, wenn man sich auf die rechte Körperseite legt. Eine Studie belegt sogar eine bis zu zehnfach beschleunigte Aufnahme im Vergleich zu anderen Liegepositionen. Diese Positionierung fördert den Transport der Tablette in den Magen.

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Die optimale Liegeposition für schnellere Schmerzmittelwirkung? – Fakten und Mythen

Die Behauptung, dass Schmerzmittel schneller wirken, wenn man sich auf die rechte Körperseite legt, kursiert im Internet. Die Aussage, die Aufnahme könne sich bis zu verzehnfachen, klingt dabei besonders spektakulär. Doch wie viel Wahrheit steckt hinter diesem Tipp? Die kurze Antwort lautet: Es ist komplexer als es scheint und eine pauschale Empfehlung ist irreführend.

Der Gedankengang hinter dieser Behauptung ist, dass die Lage auf der rechten Seite den Transport der Tablette in den Magen beschleunigt. Der Magen liegt anatomisch gesehen größtenteils links im Oberbauch. Daher könnte man annehmen, dass eine Rechtsseitenlage die gravitative Kraft nutzt, um die Tablette schneller in den Magen zu befördern. Diese Überlegung ist nicht grundsätzlich falsch, aber sie vernachlässigt entscheidende Faktoren.

Faktoren, die die Wirkungsgeschwindigkeit beeinflussen:

Die Geschwindigkeit der Schmerzmittelwirkung hängt von verschiedenen Faktoren ab, die weit über die bloße Liegeposition hinausgehen:

  • Medikamentenform: Schmelztabletten, Kapseln, Dragees – die Darreichungsform beeinflusst die Auflösungs- und Resorptionsgeschwindigkeit maßgeblich.
  • Magenentleerung: Die individuelle Magenentleerungsrate ist sehr variabel und hängt von Faktoren wie Nahrungsaufnahme, Stresslevel und der jeweiligen Medikamentenwirkung ab.
  • Darmpassage: Der Transport durch den Darm beeinflusst die Resorption. Bewegung kann diesen Prozess beschleunigen, während eine komplette Immobilität ihn verlangsamen kann.
  • Medikamentenart: Die chemische Struktur des Medikaments bestimmt, wie schnell und wie gut es im Körper resorbiert wird.
  • Individuelle Faktoren: Alter, Geschlecht, Stoffwechsel und vorhandene Erkrankungen spielen ebenfalls eine Rolle.

Wissenschaftliche Evidenz:

Es existiert keine seriöse, groß angelegte wissenschaftliche Studie, die die Behauptung einer verzehnfachten Wirkungsbeschleunigung durch die Rechtsseitenlage belegt. Während die Gravitation einen kleinen Einfluss haben könnte, ist dieser Effekt im Vergleich zu den oben genannten Faktoren vernachlässigbar gering. Eine Verbesserung der Wirkgeschwindigkeit ist in Einzelfällen vielleicht spürbar, aber nicht in dem Ausmaß, wie oft behauptet wird. Die Aussage einer verzehnfachten Beschleunigung ist höchstwahrscheinlich übertrieben und nicht wissenschaftlich fundiert.

Fazit:

Obwohl die Rechtsseitenlage theoretisch einen minimalen positiven Einfluss auf die Medikamentenaufnahme haben könnte, ist dieser Effekt zu gering, um ihn als zuverlässige Methode zur Beschleunigung der Wirkung zu empfehlen. Viel wichtiger sind die richtige Medikamenteneinnahme gemäß Packungsbeilage, die Berücksichtigung möglicher Wechselwirkungen und der Rat eines Arztes oder Apothekers bei Unklarheiten. Die Fokussierung auf die Liegeposition lenkt von den wirklich relevanten Faktoren ab und kann sogar zu Fehlinformationen und unsicherer Selbstmedikation führen. Vertrauen Sie auf die ärztliche Beratung und die Angaben auf der Packungsbeilage des Medikaments.