Welche Seite wird als Wetterseite bezeichnet?

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Im deutschen Sprachgebrauch ist die Westseite eines Gebäudes oft die Wetterseite. Dies rührt von der Annahme her, dass Westwetterlagen typischerweise schlechtes Wetter mit sich bringen. Daher wird die dem Westen zugewandte Fassade stärker Regen, Wind und anderen Wettereinflüssen ausgesetzt.

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Die Wetterseite: Mehr als nur eine Himmelsrichtung

Der Begriff “Wetterseite” ist tief in unserer Alltagssprache verankert, aber was bedeutet er eigentlich genau und welche Seite eines Gebäudes wird üblicherweise so bezeichnet? Im deutschen Sprachgebrauch ist die Westseite eines Gebäudes oft als Wetterseite bekannt. Doch warum gerade Westen?

Der Mythos des Westwindes und seine Folgen

Die Zuschreibung der Wetterseite an den Westen rührt von der langjährigen Beobachtung und Erfahrung her, dass Westwetterlagen typischerweise schlechtes Wetter mit sich bringen. Stürmische Tiefdruckgebiete ziehen oft vom Atlantik her über Westeuropa, bringen Regen, Wind und sogar Unwetter mit sich. Daher wird die dem Westen zugewandte Fassade eines Gebäudes stärker den Elementen ausgesetzt. Sie ist anfälliger für:

  • Starker Regen: Westliche Fassaden werden direkt vom Regen getroffen, was zu Feuchtigkeitsschäden und Algenbildung führen kann.
  • Stürmischer Wind: Der Winddruck ist auf der Westseite oft am höchsten, was zu Beschädigungen an Fenstern, Türen und der Fassade führen kann.
  • Temperaturschwankungen: Durch die häufige Einwirkung von Sonne und Regen kann es zu stärkeren Temperaturschwankungen auf der Westseite kommen, was das Material zusätzlich beansprucht.

Mehr als nur eine Faustregel: Einfluss von lokalen Gegebenheiten

Es ist wichtig zu betonen, dass die Zuordnung der Wetterseite zum Westen eine Vereinfachung ist und eher als Faustregel zu verstehen. Die tatsächliche Wetterseite eines Gebäudes hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Lokale Topographie: Hügel, Berge und Täler können die Windrichtung und -stärke lokal beeinflussen. Ein Gebäude in einem Tal kann beispielsweise durch Ostwinde stärker beansprucht werden.
  • Bebauung: Die umliegenden Gebäude können den Wind ableiten und die eigentliche Wetterseite verändern. Ein Gebäude im Windschatten eines anderen Gebäudes ist weniger anfällig für Wettereinflüsse.
  • Geografische Lage: In Küstenregionen sind Gebäude stärker dem Einfluss von Seewind ausgesetzt, was wiederum die Wetterseite beeinflusst.

Konsequenzen für Bauweise und Materialwahl

Die Kenntnis der Wetterseite ist entscheidend bei der Planung und Konstruktion von Gebäuden. Architekten und Bauingenieure berücksichtigen dies bei der Auswahl der Materialien und der Gestaltung der Fassade. Maßnahmen wie:

  • Witterungsbeständige Materialien: Die Verwendung von Materialien, die besonders widerstandsfähig gegen Regen, Wind und UV-Strahlung sind.
  • Geeignete Fassadenbeschichtungen: Spezielle Beschichtungen, die das Eindringen von Feuchtigkeit verhindern und die Fassade vor Algenbefall schützen.
  • Optimale Dämmung: Eine gute Dämmung hilft, Temperaturschwankungen zu reduzieren und Feuchtigkeitsschäden vorzubeugen.
  • Regenrinnen und Dachüberstände: Diese Elemente leiten das Regenwasser ab und schützen die Fassade.

Fazit: Die Wetterseite ist mehr als nur ein Begriff

Die Wetterseite ist mehr als nur eine einfache Himmelsrichtung. Sie ist ein Indikator für die Belastungen, denen ein Gebäude ausgesetzt ist. Durch die Berücksichtigung dieser Belastungen bei der Planung und Konstruktion können wir sicherstellen, dass Gebäude langfristig widerstandsfähig und langlebig sind. Auch wenn der Westen oft als die typische Wetterseite gilt, ist es entscheidend, die lokalen Gegebenheiten zu berücksichtigen, um die tatsächliche Wetterseite eines Gebäudes zu bestimmen und die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen.