Welcher Wein hat kein Sulfat?

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Ohne Sulfitzusatz hergestellte Weine werden als ungeschwefelte Weine bezeichnet. Sie finden sich häufig in drei Weinkategorien:

  • Bioweine: Hergestellt aus ökologisch angebauten Trauben ohne synthetische Pestizide oder Düngemittel.
  • Biodynamische Weine: Erweitern die Prinzipien des Bioweinbaus um spirituelle und esoterische Praktiken.
  • Naturweine: Minimalinterventionistische Weine, die ohne Zusatzstoffe oder Filtration hergestellt werden.
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Der Mythos vom sulfitfreien Wein: Realität und Herausforderungen

Die Frage nach Wein ohne Sulfite ist weit verbreitet. Der Wunsch nach einem „natürlicheren“ Produkt, frei von vermeintlichen Zusatzstoffen, ist verständlich. Doch die Behauptung, ein Wein sei komplett sulfitfrei, bedarf einer genaueren Betrachtung. Denn Schwefeldioxid (SO₂) – der chemische Name für Sulfite – ist ein natürlicher Bestandteil des Weines. Selbst bei Weinen, die als „ungeschwefelt“ deklariert werden, findet sich stets eine gewisse Menge an SO₂. Der entscheidende Unterschied liegt in der Zugabe von Sulfiten.

Die oben genannten Kategorien – Bio-, biodynamische und Naturweine – werden oft mit dem Verzicht auf zugesetzte Sulfite in Verbindung gebracht. Dies ist jedoch eine Vereinfachung.

Bioweine: Der Fokus liegt auf ökologischem Anbau. Der Verzicht auf synthetische Pestizide und Düngemittel führt zu gesünderen Trauben, die weniger anfällig für mikrobielle Schäden sind. Dies kann die Notwendigkeit für einen Sulfitzusatz reduzieren, garantiert ihn aber nicht. Die gesetzlichen Grenzwerte für SO₂ gelten auch für Bioweine.

Biodynamische Weine: Biodynamischer Weinbau geht über den ökologischen Anbau hinaus und integriert philosophische und esoterische Prinzipien. Auch hier ist der geringere Bedarf an Sulfiten ein mögliches, aber nicht zwingendes Ergebnis. Die Weine können, müssen aber nicht, weniger Sulfite enthalten als konventionell erzeugte Weine.

Naturweine (vins nature): Hier liegt der Fokus auf minimaler Intervention. Der Wein wird ohne Zusatzstoffe (oder mit minimalen Zusätzen) und ohne Filtration hergestellt. Naturweine enthalten oft niedrigere Sulfite, jedoch ist ein vollständiger Verzicht äußerst selten und technisch sehr anspruchsvoll. Die Gefahr von Fehlgärungen und Verderb ist bei Naturweinen deutlich höher.

Die Rolle der Sulfite: Sulfite spielen eine entscheidende Rolle im Weinbau, da sie als Konservierungsmittel wirken und Oxidationsprozesse verhindern. Sie schützen den Wein vor mikrobiellem Verderb und erhalten seine Frische und sein Aroma. Die natürlich im Wein vorkommenden Sulfite entstehen durch die Gärung. Die Menge ist jedoch oft gering und reicht für einen langfristigen Schutz des Weines nicht aus. Daher wird in den meisten Fällen SO₂ zugesetzt.

Die Kennzeichnung: Die EU-Vorschriften schreiben eine Kennzeichnung von zugesetzten Sulfiten vor, sobald diese eine Konzentration von 10 mg/l überschreiten. Die Aufschrift „enthält Sulfite“ ist daher ein Hinweis auf einen solchen Zusatz. Die Angabe „ohne zugesetzte Sulfite“ ist hingegen nicht immer ein Garant für einen absolut sulfitfreien Wein.

Fazit: Ein Wein ganz ohne Sulfite ist praktisch unmöglich. Weine mit geringerem Sulfitgehalt sind zwar erhältlich, vor allem in den genannten Kategorien, jedoch sollte man die Bezeichnung „ungeschwefelt“ nicht mit „komplett sulfitfrei“ verwechseln. Die Wahl eines Weines mit geringerem SO₂-Gehalt hängt von individuellen Vorlieben und Toleranzen ab, sollte aber immer im Kontext der Produktionsmethoden und des möglichen Risikos von Verderbnis bewertet werden.