Welche Tiere können süß schmecken?

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Überraschenderweise ist der Geschmackssinn süß in der Tierwelt weit weniger verbreitet als angenommen. Katzen und viele andere Raubtiere wie Tiger, Geparden und Delfine können Süße überhaupt nicht schmecken. Diese Entdeckung revolutionierte das Verständnis davon, wie unterschiedlich Geschmackspräferenzen im Tierreich ausgeprägt sein können.

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Der süße Zahn im Tierreich: Ein überraschender Mangel an Süße

Die Vorstellung von einem niedlichen Bären, der genüsslich Honig schleckt, oder einem Affen, der süße Früchte verputzt, prägt unser Bild vom Tierreich. Doch die Realität ist komplexer und überraschender: Der Geschmackssinn “süß” ist bei weitem nicht so ubiquitär verbreitet, wie man intuitiv annehmen würde. Während wir Menschen und viele andere Primaten die Süße von Zucker und Fructose als angenehm empfinden, können manche Tiere diese Geschmacksrichtung gar nicht wahrnehmen.

Ein besonders prominentes Beispiel sind Katzen. Ihre Fähigkeit, Süße zu schmecken, ist im Laufe der Evolution verloren gegangen. Dieser Verlust hängt eng mit ihrer Ernährung zusammen. Als obligate Karnivoren benötigen Katzen keine Früchte oder zuckerhaltigen Pflanzen – ihr Stoffwechsel ist auf die Verdauung von Fleisch ausgerichtet. Das Gen für den süßen Geschmack, das bei anderen Säugetieren vorhanden ist, ist bei Katzen funktionsuntüchtig. Ähnliches gilt für viele andere Raubtiere, darunter Tiger, Geparden, Löwen und sogar Delfine. Ihre spezialisierte Ernährung hat zu einer Reduktion oder einem vollständigen Verlust des süßempfindenden Rezeptors geführt. Dies unterstreicht, wie eng der Geschmackssinn mit der evolutionären Anpassung an die jeweilige Nahrungsquelle verknüpft ist.

Doch der fehlende süße Geschmack bedeutet nicht zwingend, dass diese Tiere keine zuckerhaltigen Nahrungsmittel meiden. Katzen beispielsweise erkennen durch den Geruch und den Geschmack anderer Komponenten, dass etwas ungenießbar oder gar schädlich ist. Die fehlende Wahrnehmung von Süße ist also lediglich ein Aspekt, der ihre Nahrungsauswahl nicht wesentlich beeinflusst.

Im Gegensatz zu den Karnivoren besitzen viele Herbivoren und Omnivoren einen gut ausgeprägten süßen Geschmackssinn. Sie nutzen ihn, um energiereiche Nahrungsquellen wie Früchte und Nektar zu identifizieren. Bei Primaten, zu denen auch wir Menschen gehören, spielt der Geschmackssinn „süß“ eine wichtige Rolle bei der Nahrungsauswahl und der Energiezufuhr. Auch bei Nagetieren wie Eichhörnchen oder Mäusen ist die Wahrnehmung von Süße essentiell für die Ernährung. Die Variationsbreite innerhalb der Tierwelt zeigt deutlich, dass die Evolution den Geschmackssinn an die jeweiligen ökologischen Nischen und Ernährungsstrategien angepasst hat.

Die Entdeckung des fehlenden süßen Geschmackssinns bei vielen Raubtieren hat das Verständnis der sensorischen Biologie revolutioniert und verdeutlicht, wie vielfältig und anpassungsfähig die Sinneswahrnehmung im Tierreich sein kann. Es zeigt, dass die Annahme einer universellen Geschmackswahrnehmung bei allen Tieren falsch ist und dass die Entwicklung des Geschmackssinns eng mit der jeweiligen evolutionären Geschichte und der Ernährung der Spezies verknüpft ist.