Kann man abgekochtes Meerwasser trinken?

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In einer Notlage scheint Meerwasser naheliegend, doch Vorsicht! Selbst abgekocht schadet es den Nieren und verstärkt die Dehydration. Der hohe Salzgehalt zwingt den Körper, mehr Wasser auszuscheiden, als er aufnimmt – ein Teufelskreis des Durstes von innen. Meerwasser ist also keine Lösung, sondern eine Gefahr.

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Abgekochtes Meerwasser trinken: Eine tödliche “Notlösung”?

In Extremsituationen, sei es auf See gestrandet, nach einer Naturkatastrophe in Küstennähe oder in einer Überlebenssituation in Wüstennähe mit Meereszugang, mag der Gedanke, Meerwasser zu trinken, verlockend erscheinen. Insbesondere die Vorstellung, das Wasser vorher abzukochen, um es von potenziellen Krankheitserregern zu befreien, könnte den Eindruck erwecken, eine sichere Lösung gefunden zu haben. Doch die Wahrheit ist weitaus komplexer und potenziell lebensbedrohlich.

Warum Meerwasser grundsätzlich keine Trinkwasserquelle ist

Der Hauptgrund, warum Meerwasser ungeeignet zum Trinken ist, liegt in seinem extrem hohen Salzgehalt. Dieser Salzgehalt übersteigt die Fähigkeit des menschlichen Körpers, Salz effizient auszuscheiden, um ein Vielfaches. Unsere Nieren sind zwar in der Lage, Salz zu filtern und auszuscheiden, doch die Konzentration im Meerwasser überfordert sie maßlos.

Abkochen ändert nichts am Salzgehalt

Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass das Abkochen von Meerwasser den Salzgehalt reduzieren oder das Wasser trinkbar machen könnte. Tatsächlich hat das Abkochen keinen signifikanten Einfluss auf die Salzkonzentration. Es tötet zwar möglicherweise vorhandene Bakterien und Viren ab, die möglicherweise Durchfall oder andere Krankheiten verursachen könnten, aber es ändert nichts an dem grundlegenden Problem: dem übermäßigen Salzgehalt.

Der Teufelskreis der Dehydration

Trinkt man Meerwasser, selbst abgekochtes, gelangt eine enorme Menge Salz in den Körper. Um dieses Salz auszuscheiden, muss der Körper Wasser verwenden. Da der Körper aber nicht genug Wasser zur Verfügung hat, muss er Wasser aus den eigenen Zellen ziehen, um die Salzkonzentration im Blut zu senken. Das Ergebnis ist eine paradoxe Situation: Man trinkt, um den Durst zu stillen, verstärkt aber in Wirklichkeit die Dehydration.

Dieser Prozess führt zu einer Reihe von negativen Konsequenzen:

  • Erhöhte Belastung der Nieren: Die Nieren müssen auf Hochtouren arbeiten, um das überschüssige Salz auszuscheiden. Dies kann zu Nierenschäden und im schlimmsten Fall zu Nierenversagen führen.
  • Zelluläre Dehydration: Der Wasserentzug aus den Zellen beeinträchtigt deren Funktion und kann zu Muskelschwäche, Verwirrtheit und schließlich Bewusstlosigkeit führen.
  • Elektrolytungleichgewicht: Das Verhältnis von Natrium, Kalium und anderen Elektrolyten im Körper wird gestört, was zu Herzrhythmusstörungen und anderen lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann.
  • Verstärkter Durst: Ironischerweise führt der Versuch, den Durst mit Meerwasser zu löschen, zu einem noch stärkeren Durstgefühl und beschleunigt den Dehydrierungsprozess.

Fazit: Meerwasser ist eine Gefahr, keine Lösung

In einer Notlage ist es entscheidend, kühlen Kopf zu bewahren und keine unüberlegten Entscheidungen zu treffen. Meerwasser, auch abgekochtes, ist keine Lösung für Dehydration, sondern eine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit und das Leben. Es ist ratsam, sich stattdessen auf das Sammeln von Regenwasser, das Auffinden von natürlichen Süßwasserquellen oder das Abwarten von Rettung zu konzentrieren. Der Durst mag quälend sein, aber das Trinken von Meerwasser verschlimmert die Situation nur und bringt einen in einen Teufelskreis der Dehydration, aus dem es schwer ist, zu entkommen. Es ist eine Lektion, die im Überlebensfall lebensrettend sein kann: Meerwasser ist und bleibt ungenießbar.