Ist eine Wassertemperatur von 60 Grad optimal?

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60°C Kesseltemperatur führt oft zu überhöhten Warmwasserkosten. Für die Abrechnung ist die tatsächliche Zapftemperatur relevant. Ist eine exakte Messung nicht möglich, darf gemäß Heizkostenverordnung §9 Abs. 2 geschätzt werden.

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60°C Warmwasser: Optimal oder überteuert? Ein genauerer Blick auf Temperatur und Kosten

Die Frage nach der optimalen Warmwassertemperatur ist komplexer als es zunächst scheint. Während oft 60°C als Richtwert genannt werden, entscheidet nicht allein die Kesseltemperatur über Effizienz und Kosten. Vielmehr gilt es, die verschiedenen Faktoren zu betrachten, die die tatsächlichen Warmwasserkosten beeinflussen.

Der oft zitierte Wert von 60°C bezieht sich in der Regel auf die Temperatur des Wassers im Warmwasserspeicher oder Kessel. Diese Temperatur dient der Legionellenprophylaxe. Legionellen sind Bakterien, die bei niedrigeren Temperaturen gedeihen und gefährliche Infektionen verursachen können. 60°C gelten als ausreichend, um diese Bakterien zuverlässig abzutöten. Jedoch bedeutet eine konstant hohe Kesseltemperatur von 60°C nicht automatisch eine ebenso hohe Zapftemperatur.

Der entscheidende Faktor für die tatsächlichen Warmwasserkosten ist die Zapftemperatur, also die Temperatur des Wassers, das tatsächlich aus dem Hahn fließt. Diese Temperatur hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Länge der Leitungen: Je länger die Leitungen zum Zapfhahn sind, desto größer der Wärmeverlust.
  • Rohrmaterial und -isolierung: Dünnwandige, schlecht isolierte Leitungen führen zu höheren Wärmeverlusten.
  • Wasserverbrauch: Bei geringem Verbrauch kühlt das Wasser in den Leitungen stärker ab als bei häufigem Gebrauch.
  • Kessel- und Warmwasserbereitungssystem: Moderne Systeme mit effizienter Wärmerückgewinnung können die Temperaturverluste minimieren.

Eine exakte Messung der Zapftemperatur ist oft aufwendig. Gemäß §9 Absatz 2 der Heizkostenverordnung ist jedoch eine Schätzung zulässig, falls eine exakte Messung nicht möglich ist. Diese Schätzung sollte jedoch auf plausiblen Annahmen beruhen und gegebenenfalls durch einen Fachmann vorgenommen werden.

Eine konstant hohe Kesseltemperatur von 60°C führt also nicht zwangsläufig zu niedrigeren Warmwasserkosten. Im Gegenteil: Der dauerhafte Betrieb bei dieser Temperatur bedeutet einen erhöhten Energieverbrauch, der sich in höheren Kosten niederschlägt. Eine intelligente Regelung des Warmwassersystems, die die Temperatur dynamisch an den Bedarf anpasst, kann deutlich effizienter sein. Hierbei spielen moderne Technologien wie elektronische Steuerungen und Solarthermie eine wichtige Rolle.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Während 60°C Kesseltemperatur aus hygienischen Gründen sinnvoll sein können, ist sie nicht per se optimal für die Kosten. Eine effiziente Warmwasserversorgung erfordert eine ganzheitliche Betrachtung, die neben der Legionellenprophylaxe auch die Minimierung der Wärmeverluste und eine bedarfsgerechte Regelung umfasst. Die Fokussierung auf die tatsächliche Zapftemperatur und der Einsatz moderner Technologien sind entscheidend für die Senkung der Warmwasserkosten.