Wie stellt der Hausarzt fest, ob es bakteriell oder viral ist?

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Um zwischen bakteriellen und viralen Infektionen zu unterscheiden, misst der Hausarzt oft den CRP-Wert im Blut. Ein kleiner Stich genügt. Erhöhte Entzündungswerte, insbesondere ein rascher und deutlicher Anstieg des C-reaktiven Proteins, deuten eher auf eine bakterielle Ursache hin, während bei viralen Infekten die Reaktion oft weniger ausgeprägt ist.

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Bakteriell oder viral? Die diagnostische Herausforderung für den Hausarzt

Die Unterscheidung zwischen bakteriellen und viralen Infektionen stellt Hausärzte täglich vor eine Herausforderung. Während die Symptome oft sehr ähnlich sein können – Fieber, Husten, Halsschmerzen, Schnupfen – unterscheiden sich die Erreger und damit auch die Therapieansätze grundlegend. Antibiotika, wirksam gegen Bakterien, sind gegen Viren wirkungslos und deren unsachgemäße Anwendung fördert Antibiotikaresistenzen. Die richtige Diagnose ist daher essentiell. Aber wie stellt der Hausarzt fest, ob ein Infekt bakteriell oder viral bedingt ist?

Ein Patentrezept gibt es nicht. Die Diagnose basiert auf einer Kombination aus verschiedenen Faktoren, wobei der klinische Blick des Arztes entscheidend ist. Ein einzelner Test liefert selten die definitive Antwort. Stattdessen kombiniert der Arzt Anamnese, körperliche Untersuchung und gegebenenfalls Laboruntersuchungen.

Anamnese und körperliche Untersuchung: Ein ausführliches Gespräch über die Symptome, ihren Verlauf und etwaige Vorerkrankungen ist der erste Schritt. Hierbei achtet der Arzt auf die spezifischen Symptome: Ein stark eitriger Schnupfen oder ein deutlich geschwollener, roter Hals sprechen eher für eine bakterielle Infektion. Ein allmählicher Beginn mit unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit und Gliederschmerzen deutet hingegen eher auf eine virale Ursache hin. Auch die körperliche Untersuchung, inklusive der Beurteilung von Haut, Schleimhäuten und Lymphknoten, liefert wichtige Hinweise.

Laboruntersuchungen: Neben der klassischen Blutbildanalyse, die Hinweise auf eine Entzündung geben kann (z.B. erhöhte Leukozyten), spielt der C-reaktive Protein (CRP)-Wert eine wichtige Rolle. Ein erhöhter CRP-Wert deutet auf eine Entzündung hin. Allerdings ist der CRP-Wert nicht spezifisch für bakterielle Infektionen. Während ein stark erhöhter und schnell ansteigender CRP-Wert eher auf eine bakterielle Infektion hindeutet, ist ein moderat erhöhter oder gar unauffälliger Wert nicht automatisch ein Ausschluss einer bakteriellen Infektion. Bei viralen Infektionen ist die CRP-Reaktion oft weniger stark ausgeprägt, kann aber dennoch erhöht sein. Daher sollte der CRP-Wert immer im Kontext der gesamten klinischen Präsentation bewertet werden. Weitere Laboruntersuchungen, wie z.B. der Nachweis spezifischer Erreger mittels PCR oder Kultur, können in bestimmten Fällen notwendig sein, sind aber nicht immer routinemäßig indiziert.

Weitere diagnostische Ansätze: In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen der Lunge bei Verdacht auf eine Lungenentzündung hilfreich sein. Auch die Abklärung von Risikofaktoren wie Immunschwäche oder Vorerkrankungen ist wichtig.

Fazit: Die Unterscheidung zwischen bakteriellen und viralen Infektionen ist eine komplexe Aufgabe, die ein ganzheitliches Vorgehen erfordert. Der CRP-Wert ist ein nützliches Hilfsmittel, aber kein alleiniger Entscheidungsgrundlage. Die Erfahrung und das klinische Urteil des Hausarztes bleiben entscheidend für die richtige Diagnose und die Auswahl der geeigneten Therapie. Eine unnötige Antibiotika-Gabe sollte unbedingt vermieden werden.