Wie genau ist das Thermometer unterm Arm?

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Achselmessungen der Körpertemperatur sind zwar bequem, liefern aber oft ungenaue Ergebnisse. Bewegung des Kindes führt zu Abweichungen bis zu zwei Grad Celsius. Eine Unterschätzung der tatsächlichen Temperatur um etwa einen halben Grad ist üblich. Für präzisere Werte empfiehlt sich eine andere Messmethode.

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Die Achselmessung: Ein ungenauer Freund im Fieberkampf?

Die Messung der Körpertemperatur unter dem Arm, die Axillarmessung, gehört zu den gängigsten Methoden, insbesondere bei Kindern. Ihre Bequemlichkeit und scheinbare Einfachheit täuschen jedoch über einen entscheidenden Nachteil hinweg: Die Genauigkeit leidet erheblich. Während sie für eine grobe Abschätzung der Körpertemperatur genügen mag, sollte man sich ihrer Limitationen bewusst sein, bevor man wichtige medizinische Entscheidungen darauf basiert.

Der Hauptgrund für die Ungenauigkeit liegt in der physiologischen Beschaffenheit der Achselhöhle. Im Gegensatz zum Rektum oder zum Ohr ist die Axilla nur indirekt mit dem Körperkern verbunden. Die Temperatur der Haut in der Achselhöhle schwankt stärker und ist abhängig von verschiedenen Faktoren wie Umgebungstemperatur, Durchblutung und der aktuellen Aktivität des Individuums.

Schon kleinste Bewegungen des Kindes während der Messzeit – etwa das Klammern an ein Spielzeug oder Unruhe – können zu erheblichen Abweichungen führen. Eine Schwankung von bis zu zwei Grad Celsius ist dabei durchaus realistisch und keine Ausnahme. Häufiger ist eine Unterschätzung der tatsächlichen Körperkerntemperatur um etwa 0,5 Grad Celsius. Dieser systematische Fehler führt dazu, dass ein leicht erhöhter Wert oft als normal interpretiert wird und eine tatsächliche Infektion übersehen werden kann.

Zusätzliche Faktoren, die die Messgenauigkeit beeinflussen, sind:

  • Die Dauer der Messung: Eine zu kurze Messdauer führt zu niedrigeren Messwerten. Die empfohlene Messzeit sollte strikt eingehalten werden.
  • Die richtige Positionierung des Thermometers: Das Thermometer muss korrekt und vollständig in der Achselhöhle platziert werden, um einen guten Kontakt zur Haut zu gewährleisten. Lufteinschlüsse führen zu fehlerhaften Messungen.
  • Die Umgebungstemperatur: Eine kalte Umgebung kann die Temperatur in der Achselhöhle künstlich senken.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Axillarmessung zwar eine praktikable Methode zur groben Abschätzung der Körpertemperatur darstellt, insbesondere bei unruhigen Kindern, aber für präzise Messwerte ungeeignet ist. Bei Verdacht auf eine Erkrankung, besonders bei Säuglingen und Kleinkindern, sollten präzisere Methoden wie die rektale, tympanische (Ohr) oder orale Messung bevorzugt werden. Nur so kann eine zuverlässige Diagnose gestellt und eine angemessene Behandlung eingeleitet werden. Im Zweifelsfall sollte immer ein Arzt konsultiert werden.