Welche Grunderkrankung bei hohem Blutdruck?

21 Sicht
Hoher Blutdruck (Hypertonie) ist oft idiopathisch, also ohne erkennbare Ursache. Man spricht dann von essentieller Hypertonie. In manchen Fällen ist er jedoch die Folge einer Grunderkrankung, wie Nierenerkrankungen, endokrine Störungen (z.B. Schilddrüsenüberfunktion, Cushing-Syndrom), Schlafapnoe oder seltener Gefäßerkrankungen. Auch bestimmte Medikamente können den Blutdruck erhöhen. Die Suche nach der Ursache ist wichtig, da die Behandlung der Grunderkrankung oft auch den Blutdruck senken kann.
Kommentar 0 mag

Hoher Blutdruck: Mehr als nur eine Zahl – Die Suche nach der Ursache

Hoher Blutdruck, medizinisch als Hypertonie bezeichnet, ist ein weit verbreitetes Gesundheitsproblem, das oft als stiller Killer bezeichnet wird. Viele Menschen wissen nicht einmal, dass sie betroffen sind, da er oft ohne spürbare Symptome verläuft. Doch unbehandelt kann er gravierende Folgen haben, wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenschäden und Augenerkrankungen.

In den meisten Fällen, etwa 90-95%, handelt es sich um die sogenannte essentielle oder primäre Hypertonie. Hier lässt sich keine eindeutige Ursache finden. Faktoren wie genetische Veranlagung, Alter, Lebensstil (Ernährung, Bewegung, Stress, Rauchen, Alkoholkonsum) und Übergewicht spielen eine Rolle und wirken oft zusammen. Die Behandlung konzentriert sich in diesen Fällen auf die Senkung des Blutdrucks durch Medikamente und Lebensstiländerungen.

Doch in etwa 5-10% der Fälle ist der hohe Blutdruck sekundär, also die Folge einer anderen Grunderkrankung. Es ist entscheidend, diese Ursachen zu erkennen und zu behandeln, da dies oft nicht nur den Blutdruck senken, sondern auch die zugrunde liegende Erkrankung verbessern kann.

Welche Grunderkrankungen können zu hohem Blutdruck führen?

Die Liste potenzieller Grunderkrankungen ist vielfältig, einige der häufigsten und wichtigsten sind:

  • Nierenerkrankungen: Die Nieren spielen eine zentrale Rolle bei der Blutdruckregulation. Erkrankungen wie Niereninsuffizienz, Nierenarterienstenose (Verengung der Nierenarterien) oder Glomerulonephritis können die Fähigkeit der Nieren, den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt sowie Hormone, die den Blutdruck beeinflussen, zu regulieren, beeinträchtigen.

  • Endokrine Störungen: Das Hormonsystem ist eng mit der Blutdruckregulation verbunden. Verschiedene hormonelle Ungleichgewichte können Hypertonie verursachen:

    • Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion): Eine Überproduktion von Schilddrüsenhormonen kann den Stoffwechsel beschleunigen und den Blutdruck erhöhen.
    • Cushing-Syndrom: Eine erhöhte Produktion des Stresshormons Cortisol, beispielsweise durch einen Tumor der Nebenniere oder durch die Einnahme von Kortikosteroiden, kann zu Hypertonie führen.
    • Phäochromozytom: Ein seltener Tumor der Nebenniere, der übermäßig Adrenalin und Noradrenalin produziert, was zu plötzlichen und drastischen Blutdruckspitzen führen kann.
    • Hyperaldosteronismus: Eine Überproduktion des Hormons Aldosteron durch die Nebenniere führt zu erhöhter Natrium- und Wasserretention, was den Blutdruck steigert.
  • Schlafapnoe: Diese Schlafstörung, bei der es zu wiederholten Atemaussetzern während des Schlafs kommt, führt zu Sauerstoffmangel und aktiviert das sympathische Nervensystem, was den Blutdruck erhöht.

  • Gefäßerkrankungen: Die bereits erwähnte Nierenarterienstenose ist ein Beispiel. Auch eine Aortenisthmusstenose (Verengung der Aorta) kann zu Hypertonie führen.

  • Medikamente: Bestimmte Medikamente können den Blutdruck erhöhen, darunter:

    • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac
    • Orale Kontrazeptiva (Antibabypille)
    • Bestimmte Antidepressiva
    • Abschwellende Nasensprays
    • Kortikosteroide

Die Bedeutung der Diagnose

Eine gründliche Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) und körperliche Untersuchung sind entscheidend, um den Verdacht auf eine sekundäre Hypertonie zu erhärten. Ergänzende Untersuchungen wie Blut- und Urinuntersuchungen, Ultraschall der Nieren und gegebenenfalls Hormonbestimmungen können helfen, die Ursache zu identifizieren.

Die Behandlung der sekundären Hypertonie zielt primär auf die Behandlung der Grunderkrankung ab. In vielen Fällen kann dies den Blutdruck deutlich senken oder sogar normalisieren. Wenn die Grunderkrankung nicht heilbar ist, kann eine Kombination aus der Behandlung der Erkrankung und blutdrucksenkenden Medikamenten erforderlich sein.

Fazit

Hoher Blutdruck ist ein komplexes Gesundheitsproblem, das oft durch eine Kombination von Faktoren verursacht wird. Obwohl die essentielle Hypertonie die häufigste Form ist, ist es wichtig, mögliche Grunderkrankungen als Ursache auszuschließen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der sekundären Hypertonie können nicht nur den Blutdruck senken, sondern auch die zugrunde liegende Erkrankung verbessern und das Risiko schwerwiegender Komplikationen reduzieren. Daher ist es wichtig, bei neu diagnostiziertem hohem Blutdruck oder bei ungewöhnlich schwer einstellbarem Blutdruck die Möglichkeit einer sekundären Ursache in Betracht zu ziehen und eine entsprechende Diagnostik durchzuführen.