Welche Blutwerte sollte man zusätzlich untersuchen lassen?

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Ein umfassender Blutbild-Check umfasst neben den Standardwerten wie Erythrozyten, Hämoglobin und Hämatokrit, auch die Leukozyten- und Thrombozytenzahl. Zusätzlich liefern Entzündungsmarker wie BSG und CRP wertvolle Informationen über den Gesundheitszustand.
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Über den Standard hinaus: Welche Blutwerte sollten Sie zusätzlich untersuchen lassen?

Ein umfassendes Blutbild gehört zu den wichtigsten Basisuntersuchungen in der Medizin. Die Standardwerte wie Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Hämoglobin (Sauerstofftransportprotein), Hämatokrit (Anteil der roten Blutkörperchen am Blutvolumen), Leukozyten (weiße Blutkörperchen) und Thrombozyten (Blutplättchen) geben Aufschluss über die Zusammensetzung des Blutes und weisen auf mögliche Erkrankungen des blutbildenden Systems hin. Auch Entzündungsmarker wie die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und das C-reaktive Protein (CRP) gehören meist zum Standard und liefern wichtige Hinweise auf akute oder chronische Entzündungen im Körper. Doch viele weitere Blutwerte können einen detaillierteren Einblick in den Gesundheitszustand bieten und frühzeitig auf mögliche Probleme hinweisen. Die Notwendigkeit zusätzlicher Untersuchungen hängt stark vom individuellen Gesundheitszustand, Alter, Lebensstil und dem Vorliegen bestimmter Symptome ab. Hier einige Beispiele für sinnvolle Zusatzuntersuchungen:

Für ein umfassenderes Bild der Organfunktion:

  • Leberwerte (GOT, GPT, Gamma-GT, Bilirubin): Diese Enzyme geben Aufschluss über die Funktion der Leber. Erhöhte Werte können auf Lebererkrankungen wie Hepatitis, Fettleber oder Leberzirrhose hinweisen. Eine regelmäßige Kontrolle ist besonders bei Risikogruppen (z.B. Alkoholabhängige, Personen mit Übergewicht) wichtig.

  • Nierenwerte (Kreatinin, Harnstoff, GFR): Diese Werte spiegeln die Nierenfunktion wider. Abweichungen können auf Niereninsuffizienz, Nierensteine oder andere Nierenerkrankungen hinweisen. Regelmäßige Kontrollen sind insbesondere bei älteren Menschen oder Patienten mit Vorerkrankungen ratsam.

  • Blutzucker (Glukose): Die Bestimmung des Blutzuckerspiegels ist essentiell zur Diagnose und Überwachung von Diabetes mellitus. Auch bei Verdacht auf eine gestörte Glukosetoleranz (Prädiabetes) ist eine Untersuchung unerlässlich.

  • Lipide (Cholesterin, Triglyzeride): Die Bestimmung von Cholesterin und Triglyzeriden ist entscheidend für die Beurteilung des kardiovaskulären Risikos. Erhöhte Werte können das Risiko für Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.

Zusätzliche Marker für spezifische Erkrankungen:

  • Hormonprofile (Schilddrüsenhormone, Geschlechtshormone): Je nach Symptomatik (z.B. Müdigkeit, Gewichtsveränderungen, Zyklusstörungen) können Hormonuntersuchungen Aufschluss über hormonelle Ungleichgewichte geben.

  • Tumormarker: Diese Substanzen werden von einigen Tumorzellen gebildet und können im Blut nachgewiesen werden. Ihr Nachweis dient jedoch nicht der Früherkennung, sondern eher der Verlaufskontrolle bei bereits diagnostizierten Krebserkrankungen.

  • Vitamin- und Mineralstoffspiegel: Mängel an wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen können vielfältige Symptome verursachen. Eine Bestimmung des Spiegels kann helfen, Defizite zu identifizieren und gezielt zu behandeln. Besonders relevant sind z.B. Vitamin D, Eisen und Folsäure.

  • Autoantikörper: Der Nachweis bestimmter Autoantikörper kann auf Autoimmunerkrankungen hinweisen (z.B. Rheumafaktoren bei rheumatoider Arthritis).

Wichtig: Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Entscheidung, welche zusätzlichen Blutwerte untersucht werden sollen, sollte immer im individuellen Gespräch mit dem Arzt erfolgen. Ein unnötig umfangreiches Blutbild ist nicht nur mit Kosten verbunden, sondern kann auch zu verunsichernden Befunden führen, die nicht immer einer Erkrankung entsprechen. Der Arzt wird anhand der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und der vorliegenden Symptome die geeigneten Untersuchungen auswählen.