Was passiert, wenn man keine körperliche Nähe bekommt?

Der Mensch ist ein soziales Wesen und braucht Nähe – nicht nur emotional, sondern auch physisch. Was passiert aber, wenn dieser grundlegende Bedarf nicht gedeckt wird? Die Folgen von mangelnder körperlicher Nähe können weitreichend und tiefgreifend sein, und betreffen sowohl die psychische als auch die physische Gesundheit.

Fehlt die regelmäßige Erfahrung von Berührungen, von Umarmungen, Streicheleinheiten oder Händchenhalten, kann dies zu einem Gefühl der Isolation und Einsamkeit führen. Der Körper schüttet weniger Oxytocin aus, das sogenannte Kuschelhormon, das für Wohlbefinden, Geborgenheit und den Aufbau von Bindungen verantwortlich ist. Dieser Mangel kann zu erhöhtem Stress, Angstzuständen und sogar Depressionen führen. Das Immunsystem kann geschwächt werden, und die Anfälligkeit für Krankheiten steigt.

Besonders im Kindesalter sind Berührungen essentiell für eine gesunde Entwicklung. Kinder, die wenig körperliche Nähe erfahren, können Schwierigkeiten haben, stabile Beziehungen aufzubauen und soziale Kompetenzen zu entwickeln. Sie zeigen möglicherweise Verhaltensauffälligkeiten, haben Probleme mit der emotionalen Regulation und leiden unter einem geringen Selbstwertgefühl.

Auch im Erwachsenenalter bleiben die Auswirkungen spürbar. Partnerschaften können unter der fehlenden Intimität leiden, und die sexuelle Gesundheit kann beeinträchtigt sein. Mangelnde körperliche Nähe kann zu emotionaler Distanz, Missverständnissen und Konflikten führen. Die Fähigkeit, Empathie zu empfinden und sich in andere hineinzuversetzen, kann ebenfalls eingeschränkt sein.

Die Corona-Pandemie mit ihren Kontaktbeschränkungen hat die Bedeutung von körperlicher Nähe deutlich vor Augen geführt. Viele Menschen litten unter der erzwungenen Isolation und den fehlenden Berührungen. Dies verdeutlicht, wie wichtig körperliche Nähe für unser Wohlbefinden ist und dass sie nicht einfach durch digitale Kommunikation ersetzt werden kann.

Es ist wichtig, sich der Bedeutung von körperlicher Nähe bewusst zu sein und aktiv darauf zu achten, diesen Bedarf im eigenen Leben und im Umgang mit anderen zu berücksichtigen. Angemessene Berührungen, im richtigen Kontext und mit dem Einverständnis des Gegenübers, können einen positiven Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden haben und dazu beitragen, starke und gesunde Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Scheuen Sie sich nicht, Ihre Liebsten zu umarmen, ihnen die Hand zu reichen oder einfach nur eine Schulter zum Anlehnen anzubieten. Die positive Wirkung wird Sie überraschen.