Was passiert mit toten Astronauten?
Im luftleeren Weltraum verdunsten menschliche Körperflüssigkeiten, was zu einer vollständigen Mumifizierung führt. Die ionisierende Strahlung des Weltraums beschleunigt den Zersetzungsprozess, bis nur noch das Skelett übrig bleibt, welches allerdings noch Millionen von Jahren überdauern kann.
Das Schicksal der Verstorbenen im All: Ein ungewisses Ende in der kosmischen Weite
Der Tod im Weltraum – ein Szenario, das die menschliche Fantasie seit jeher beschäftigt. Während irdische Bestattungsrituale tief in kulturellen Traditionen verwurzelt sind, stellt sich im luftleeren Raum eine ganz andere, unwirkliche Realität. Was passiert mit einem Astronauten, der im All sein Leben verliert? Die gängige Vorstellung einer schnellen, spektakulären Verwesung erweist sich als vereinfachte Darstellung eines komplexen Prozesses.
Im Vakuum des Weltraums fehlt die Feuchtigkeit, die irdische Zersetzungsprozesse antreibt. Das Fehlen von Sauerstoff und Mikroorganismen verhindert die klassische Fäulnis. Stattdessen kommt es zu einer Form der natürlichen Mumifizierung. Körperflüssigkeiten sublimieren – sie wechseln direkt vom festen oder flüssigen in den gasförmigen Aggregatzustand, ohne die Zwischenstufe eines flüssigen Zustands zu durchlaufen. Die Haut trocknet aus, das Gewebe dehydriert. Dieser Prozess wird durch die intensive Sonnenstrahlung und die kosmische Strahlung deutlich beschleunigt. Die ionisierende Strahlung wirkt dabei nicht nur destabilisierend auf die Zellstrukturen, sondern auch sterilisierend, indem sie die DNA irreparabel schädigt und somit das Wachstum von Mikroorganismen verhindert.
Der Körper wird also nicht in dem Sinne “verwesen”, wie wir es von der Erde kennen. Er wird vielmehr ausgetrocknet und zerfällt langsam durch die Einwirkung von UV-Strahlung und Mikrometeoriten. Die Kleidung des Astronauten wird ebenfalls zerfallen, wodurch der Körper über lange Zeit der kosmischen Strahlung ausgesetzt bleibt. Dieses langsame, allmähliche Zerbröseln kann Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte dauern.
Letztendlich bleibt, nach Abbau organischer Substanzen durch Strahlung und Sublimation, ein skelettiertes Überbleibsel zurück. Der Knochen, widerstandsfähiger gegen die extremen Bedingungen des Weltraums, könnte theoretisch über Millionen von Jahren erhalten bleiben, ähnlich wie Fossilien auf der Erde. Jedoch ist dieser Zustand stark von der konkreten Umgebung abhängig. Befindet sich der Leichnam in direkter Sonnenstrahlung, wird der Zersetzungsprozess beschleunigt. Im Schatten eines größeren Objekts, etwa eines Asteroiden, könnte er länger erhalten bleiben.
Die Frage nach der “Bestattung” eines Astronauten im Weltraum ist somit eng mit der Frage nach der Rückholung verbunden. Eine Bergung aus dem Orbit ist teuer und technisch anspruchsvoll. Im Fall eines Todes ausserhalb eines Raumschiffs wäre eine Bergung praktisch unmöglich. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Leichnam gefunden und geborgen wird, ist daher gering, und das Schicksal der Verstorbenen im Weiten des Weltalls bleibt ein ungewisses, von den unbarmherzigen Gesetzen der Physik bestimmtes Ende. Die kosmische Weite behält so ihr Geheimnis um den letzten irdischen Ruheort einiger weniger, wagemutiger Pioniere.
Dieser Artikel befasst sich bewusst nicht mit den ethischen und rechtlichen Aspekten des Todes im Weltraum, um den Fokus auf die physikalischen Prozesse zu legen. Diese komplexen Fragen würden einen eigenen, umfassenden Beitrag erfordern.
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