Warum spürt man den Alkohol nicht?

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Bei chronischem Alkoholkonsum adaptiert das Gehirn an erhöhte Alkoholkonzentrationen. Die Nervenzellen werden weniger empfindlich für die blockierende Wirkung des Alkohols. Dadurch wird der subjektive Eindruck der Trunkenheit reduziert, obwohl der tatsächliche Promillewert im Körper hoch ist. Man unterschätzt also oft den eigenen Zustand.

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Warum bemerkt man den Alkohol nicht?

Chronischer Alkoholkonsum kann zu einer Anpassung des Gehirns an erhöhte Alkoholkonzentrationen führen. Dies bedeutet, dass die Nervenzellen im Gehirn weniger empfindlich gegenüber der blockierenden Wirkung von Alkohol werden.

Als Folge davon verringert sich das subjektive Gefühl der Trunkenheit, obwohl die tatsächliche Blutalkoholkonzentration (BAK) hoch sein kann. Diese Anpassung kann dazu führen, dass Menschen ihren eigenen Zustand unterschätzen und mehr Alkohol konsumieren, als sie eigentlich vertragen können.

Es gibt mehrere Mechanismen, die zu dieser Anpassung beitragen:

  • Veränderungen in den Neurotransmittern: Alkohol blockiert die Wirkung bestimmter Neurotransmitter, insbesondere GABA, die eine beruhigende Wirkung haben. Bei chronischem Alkoholkonsum passt sich das Gehirn an, indem es die Anzahl der GABA-Rezeptoren erhöht, wodurch die blockierende Wirkung von Alkohol abgeschwächt wird.
  • Veränderungen in den Ionenkanälen: Alkohol blockiert auch bestimmte Ionenkanäle, wie NMDA-Rezeptoren, die an der Gedächtnisbildung beteiligt sind. Bei chronischem Alkoholkonsum passt sich das Gehirn an, indem es die Anzahl dieser Kanäle verringert, wodurch die Störung des Gedächtnisses durch Alkohol reduziert wird.
  • Veränderungen im Stoffwechsel: Alkohol wird im Körper zu Acetaldehyd und anschließend zu Essigsäure abgebaut. Acetaldehyd ist eine giftige Substanz, die Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen verursacht. Bei chronischem Alkoholkonsum passt sich der Körper an, indem er die Acetaldehyd-Abbaurate beschleunigt, wodurch die negativen Auswirkungen von Acetaldehyd verringert werden.

Diese Anpassungen können zu Toleranz gegenüber Alkohol führen, was bedeutet, dass eine höhere Menge Alkohol erforderlich ist, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Dies kann zu einem Teufelskreis führen, bei dem Menschen immer mehr Alkohol konsumieren, um die gewünschte Wirkung zu erreichen, was zu einer weiteren Anpassung des Gehirns und einer noch höheren Toleranz führt.

Es ist wichtig zu beachten, dass Toleranz gegenüber Alkohol nicht bedeutet, dass eine Person immun gegen die schädlichen Auswirkungen von Alkohol ist. Selbst bei hohen BAKs können Alkohol die Leber, das Herz, das Gehirn und andere Organe schädigen.