Warum ist man in den Bergen müde?

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In den Bergen fordert die Höhe unseren Körper heraus. Mit jedem Meter sinkt der Luftdruck, und unser Organismus reagiert: Das Herz schlägt schneller, die Atmung wird intensiver, um den geringeren Sauerstoffgehalt auszugleichen. Diese Anpassungsleistung ist zwar faszinierend, kostet aber Energie und führt letztendlich zur spürbaren Müdigkeit in alpinen Höhen.

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Bergluft und Müdigkeit: Warum uns die Höhe auslaugt

Die Berge rufen – mit ihrer majestätischen Schönheit und dem Versprechen von Abenteuer. Doch wer sich auf Höhenwanderungen begibt, erlebt oft unerwartet schnell eine tiefe Müdigkeit, die weit über die normale körperliche Anstrengung hinausgeht. Der Grund liegt nicht nur im Steigen und Fallen auf steilen Pfaden, sondern vor allem in der physiologischen Reaktion unseres Körpers auf die dünne Luft.

Der offensichtlichste Faktor ist der geringe Sauerstoffpartialdruck. Mit zunehmender Höhe sinkt der Luftdruck, und damit auch die Konzentration von Sauerstoff in der Atemluft. Unser Körper reagiert auf diesen Sauerstoffmangel mit einer Reihe von Anpassungsmechanismen:

  • Erhöhte Herzfrequenz und Atemfrequenz: Das Herz pumpt schneller und kräftiger, um den Körper mit dem knappen Sauerstoff zu versorgen. Die Atmung wird tiefer und schneller. Diese erhöhte Aktivität beansprucht den Körper deutlich stärker als auf Meereshöhe und führt zu schnellerer Erschöpfung.

  • Vermehrte Erythropoese: Der Körper versucht, den Sauerstoffmangel durch die Produktion von mehr roten Blutkörperchen (Erythrozyten) zu kompensieren. Dieser Prozess benötigt jedoch Zeit und Ressourcen, was den Körper zusätzlich belastet. Langfristig führt dies zu einer Anpassung an die Höhe, kurzfristig aber zu Müdigkeit.

  • Veränderung des Säure-Basen-Haushaltes: Der erhöhte Stoffwechsel und die verstärkte Atmung können zu einer leichten Azidose (Übersäuerung) führen, welche die Leistungsfähigkeit mindert und Müdigkeit verstärkt.

  • Dehydrierung: Die trockene Luft in den Bergen führt zu vermehrtem Wasserverlust durch Atmung und Schwitzen. Dehydrierung wiederum verschlechtert die Sauerstoffversorgung der Zellen und verstärkt das Gefühl der Müdigkeit.

  • Psychische Faktoren: Neben den physiologischen Prozessen spielen auch psychische Faktoren eine Rolle. Die ungewohnte Umgebung, Anstrengung und möglicherweise auch Höhenangst können zu Stress führen, der sich ebenfalls in Müdigkeit äußert.

Die Müdigkeit in den Bergen ist also ein komplexes Phänomen, das aus dem Zusammenspiel verschiedener Faktoren resultiert. Eine gute Vorbereitung, langsame Akklimatisierung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine angepasste Gehgeschwindigkeit sind daher entscheidend, um die Müdigkeit zu minimieren und die Schönheit der Berge in vollen Zügen genießen zu können. Wer sich unsicher ist, sollte vor anspruchsvollen Touren einen Arzt konsultieren, insbesondere bei Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Eine frühzeitige Erkennung und Berücksichtigung dieser Faktoren trägt maßgeblich zum Erfolg und zur Freude am Bergabenteuer bei.