Warum heißt es Muttermal und nicht Vatermal?
Warum sagen wir Muttermal und nicht Vatermal? Ein Blick auf die sprachliche Geschichte
Die Bezeichnung „Muttermal für die kleinen, meist braunen Flecken auf unserer Haut wirft eine interessante Frage auf: Warum „Mutter und nicht „Vater? Liegt etwa eine tiefere Verbindung zur mütterlichen Linie vor, ein genetisches Erbe, das sich nur durch die Mutter vererbt? Die Antwort ist überraschend einfach und gleichzeitig ein faszinierendes Beispiel für die Wandlungen der Sprache im Laufe der Zeit.
Entgegen der landläufigen Annahme hat der Begriff „Muttermal etymologisch nichts mit dem Elternteil „Mutter zu tun. Er stammt vom mittelhochdeutschen Wort „muotermal ab, welches schlicht und ergreifend „Geburtszeichen bedeutet. Das Wort „muoter im Mittelhochdeutschen hatte eine breitere Bedeutung als heute und bezog sich nicht ausschließlich auf die weibliche Erzeugerin. Es konnte auch im Sinne von „Ursprung oder „Quelle verwendet werden. „Mal hingegen bezeichnete damals wie heute einen Fleck oder eine Markierung. „Muotermal bedeutete also wörtlich übersetzt „Geburtsfleck oder „Zeichen der Geburt und umfasste alle Arten von angeborenen Hautveränderungen, unabhängig von deren Aussehen oder der genetischen Vererbung.
Die heutige, eingeschränkte Bedeutung von „Muttermal für gutartige, pigmentierte Hautveränderungen ist somit das Ergebnis einer sprachlichen Entwicklung. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Bedeutung des Wortes verengt und spezialisiert. Andere angeborene Hautmerkmale, wie zum Beispiel Feuermale oder bestimmte Formen von Muttermalen, die medizinisch als Nävi bezeichnet werden, werden heute nicht mehr unter dem Begriff „Muttermal subsumiert. Sie haben eigene, spezifische Bezeichnungen erhalten.
Die ausschließliche Verwendung des Wortes „Mutter in der Bezeichnung „Muttermal ist also ein reiner Zufall der Sprachgeschichte und hat keine biologische oder kulturelle Grundlage. Es gibt keine Verbindung zu einem bestimmten Elternteil, weder zur Mutter noch zum Vater. Die Vererbung von Muttermalen ist komplex und kann sowohl von mütterlicher als auch von väterlicher Seite erfolgen. Es handelt sich um eine Kombination von genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen.
Die Frage, warum sich ausgerechnet die Bezeichnung „Muttermal durchgesetzt hat und nicht etwa „Vatermal oder eine geschlechtsneutrale Bezeichnung, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Möglicherweise spielte die im Mittelhochdeutschen noch vorhandene breitere Bedeutung von „muoter eine Rolle. Denkbar ist auch, dass die Assoziation mit der Mutter als der Person, die das Kind zur Welt bringt und dessen Körper am besten kennt, dazu beigetragen hat. Letztendlich bleibt es jedoch Spekulation.
Die Geschichte des Wortes „Muttermal zeigt, wie sich Sprache im Laufe der Zeit wandelt und wie sich die Bedeutung von Wörtern verändern kann. Es ist ein Beispiel dafür, wie sich scheinbar selbstverständliche Begriffe bei genauerer Betrachtung als komplexe sprachliche Gebilde entpuppen, die ihre eigene Geschichte und Entwicklung haben. So erinnert uns das unscheinbare Muttermal auf unserer Haut nicht nur an unsere eigene Geschichte, sondern auch an die Geschichte unserer Sprache.
#Herkunft#Muttermal#VatermalKommentar zur Antwort:
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