Warum fühle ich mich im Urlaub immer unwohl?

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Das Phänomen der Freizeitkrankheit ist komplex. Eine führende Theorie besagt, dass der Übergang von stressigen Arbeitsphasen zur plötzlichen Entspannung im Urlaub eine körperliche Reaktion auslösen kann. Der Körper, gewohnt an Dauerstress, reagiert auf die Ruhe ungewohnt und manifestiert dies in Krankheitssymptomen. Mandy Ziermann betont das Zusammenspiel von Stress und physiologischer Reaktion.

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Urlaubsstress: Warum die Erholung zur Krankheit werden kann

Der ersehnte Urlaub, die Auszeit vom stressigen Alltag – und dann das: Statt Entspannung und Erholung plagen uns Kopfweh, Magenprobleme oder gar eine richtige Erkältung. Das Phänomen der „Freizeitkrankheit“ oder des „Urlaubs-Unbehagens“ ist weit verbreitet und lässt viele ratlos zurück. Die einfache Erklärung „Überarbeitung“ greift zu kurz. Denn die Beschwerden manifestieren sich nicht selten erst während des Urlaubs, oder sogar erst nach einigen Tagen der vermeintlichen Ruhe. Warum ist das so?

Die gängige Theorie des plötzlichen Entspannungs-Schocks beschreibt den Körper als ein System, das sich an einen bestimmten Stresslevel gewöhnt hat. Monatelanger Druck im Job, ständige Erreichbarkeit und ein hoher Leistungsdruck führen zu einer chronischen Anspannung. Der Körper schüttet fortlaufend Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol aus. Diese Hormone halten uns zwar in Alarmbereitschaft und leistungsfähig, aber auf Dauer schwächen sie das Immunsystem. Bricht dann plötzlich die gewohnte Stresssituation weg – der Urlaub beginnt –, reagiert der Körper paradoxerweise mit einer Art Entzugssymptomen. Der hormonelle Haushalt gerät aus dem Gleichgewicht, die gesenkte Stresshormonausschüttung lässt das Immunsystem anfälliger für Infekte werden. Die plötzlich eintretende Ruhe kann somit als ebenso belastend empfunden werden wie die vorherige Überforderung.

Es ist jedoch nicht nur der körperliche Aspekt, der eine Rolle spielt. Auch psychische Faktoren tragen maßgeblich zum Urlaubs-Unwohlsein bei. Die oft unrealistisch hohen Erwartungen an die „perfekte“ Erholung können zu Enttäuschungen und innerem Druck führen. Ein übervoller Urlaubsplan, der mehr Stress verursacht als er lindert, der ständige Vergleich mit den Social-Media-Posts anderer Urlauber, oder unerledigte Aufgaben, die im Hinterkopf schlummern, können die Entspannung massiv beeinträchtigen und zu Angst, Unruhe und letztendlich körperlichen Beschwerden führen.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die fehlende Achtsamkeit. Die Zeit im Urlaub wird oft als “Muss-Erholungs-Zeit” wahrgenommen, statt als Gelegenheit zur wirklichen Regeneration. Statt bewusst zu entspannen, hetzen wir von einem Ausflug zum nächsten, versuchen, möglichst viel zu erleben, und vergessen die wichtige Komponente der Ruhe und der Selbstfürsorge.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Unwohlsein im Urlaub ein komplexes Problem ist, das körperliche und psychische Faktoren umfasst. Ein gesunder Umgang mit Stress im Alltag, realistische Urlaubsplanung, Achtsamkeit und das Setzen von Prioritäten sind wichtige Schlüssel, um die erhoffte Erholung auch tatsächlich zu erleben. Wer trotzdem regelmäßig unter Urlaubsbeschwerden leidet, sollte sich professionelle Hilfe suchen, um die Ursachen zu klären und langfristige Strategien zur Stressbewältigung zu entwickeln.

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