Wann ist man am schmerzempfindlichsten Zyklus?

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Hormonelle Schwankungen beeinflussen die Schmerzempfindlichkeit. Während der Östrogenspiegel nach dem Eisprung seinen Höhepunkt erreicht, sinkt die Schmerzschwelle in der Schwangerschaft ab der 33. Woche signifikant.

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Die Schmerzempfindlichkeit im weiblichen Zyklus: Ein komplexes Zusammenspiel hormoneller Einflüsse

Die Schmerzempfindlichkeit ist kein statischer Wert, sondern unterliegt im weiblichen Körper starken Schwankungen, die maßgeblich durch den Menstruationszyklus und die damit verbundenen hormonellen Veränderungen beeinflusst werden. Es gibt keinen einzelnen Zeitpunkt, an dem man pauschal am schmerzempfindlichsten ist, denn die individuellen Reaktionen variieren stark. Vielmehr spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, die sich gegenseitig beeinflussen.

Der Einfluss der Östrogene und Gestagene:

Der Östrogenspiegel steigt im Follikelphase des Zyklus kontinuierlich an und erreicht seinen Höhepunkt kurz vor dem Eisprung. Während dieser Phase wird oft eine geringere Schmerzempfindlichkeit beobachtet. Dies liegt vermutlich an den schmerzlindernden Eigenschaften von Östrogen, welches entzündungshemmend wirkt und die Schmerzweiterleitung beeinflussen kann. Nach dem Eisprung sinkt der Östrogenspiegel, gleichzeitig steigt der Progesteronspiegel an. Dieser Abfall an Östrogen könnte – zumindest indirekt – mit einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit in Verbindung stehen, obwohl der direkte Einfluss von Progesteron auf die Schmerzempfindlichkeit komplexer und noch nicht vollständig erforscht ist. Einige Studien deuten auf eine mögliche, aber nicht durchgängig bestätigte, erhöhte Schmerzempfindlichkeit in der Lutealphase hin.

Die Menstruation:

Die Menstruation selbst ist für viele Frauen mit Schmerzen, den sogenannten Dysmenorrhoe, verbunden. Diese Schmerzen resultieren aus den Kontraktionen der Gebärmutter, die die Gebärmutterschleimhaut abstoßen. Die Schmerzintensität variiert stark und hängt von Faktoren wie der Stärke der Kontraktionen, der Durchblutung und individuellen Schmerzverarbeitung ab. Die Schmerzempfindlichkeit während der Menstruation ist daher deutlich erhöht, jedoch nicht für alle Frauen gleichermaßen.

Schwangerschaft:

Die Aussage, dass die Schmerzschwelle ab der 33. Schwangerschaftswoche signifikant sinkt, ist zwar weit verbreitet, bedarf aber einer genaueren Betrachtung. Während die Schmerzempfindlichkeit im späteren Schwangerschaftsverlauf tatsächlich durch hormonelle Veränderungen und die körperliche Belastung der Schwangerschaft beeinflusst wird, ist eine pauschale Aussage über eine signifikant niedrigere Schmerzschwelle umstritten. Vielmehr verschiebt sich die Schmerzverarbeitung und -wahrnehmung, da der Körper auf die Anforderungen der Schwangerschaft und Geburt vorbereitet ist. Die reduzierte Schmerzempfindlichkeit könnte daher auch als eine Anpassungsstrategie des Körpers interpretiert werden. Gleichzeitig können Schwangere durch die körperliche Belastung und Schlafstörungen eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit aufweisen.

Individuelle Faktoren:

Neben den hormonellen Einflüssen spielen individuelle Faktoren eine entscheidende Rolle für die Schmerzempfindlichkeit. Dazu gehören genetische Veranlagung, psychische Verfassung, Stresslevel, Vorerkrankungen und die individuelle Schmerzverarbeitung. Eine Frau mit einer niedrigen Schmerzschwelle im Allgemeinen, wird auch im Zyklusverlauf vermutlich eine höhere Schmerzempfindlichkeit verspüren als eine Frau mit einer hohen Schmerzschwelle.

Fazit:

Die Schmerzempfindlichkeit im weiblichen Zyklus ist ein komplexes Thema. Es gibt keinen einzigen Zeitpunkt maximaler Schmerzempfindlichkeit, da die individuellen Faktoren ebenso bedeutend sind wie die hormonellen Schwankungen. Die Menstruation stellt für viele Frauen einen Zeitraum erhöhter Schmerzempfindlichkeit dar, während die Schmerzempfindlichkeit während der Schwangerschaft komplexer zu bewerten ist und nicht unbedingt durchgängig als reduziert angesehen werden kann. Um die individuellen Schmerzempfindungen besser zu verstehen, ist eine individuelle Beratung durch einen Arzt oder Gynäkologen ratsam.