Trinken Astronauten Urin?

Astronauten-Recycling: Wird Urin wirklich zu Trinkwasser im All?

Die Vorstellung mag zunächst befremdlich wirken, aber sie ist Realität: Auf der Internationalen Raumstation (ISS) trinken Astronauten tatsächlich Wasser, das aus Urin gewonnen wurde. Diese Praxis ist kein Zeichen für fehlende Ressourcen, sondern eine clevere und notwendige Strategie für Langzeitmissionen im Weltraum.

Warum Recycling so wichtig ist

Der Transport von Gütern zur ISS ist teuer und aufwendig. Jeder Liter Wasser, der von der Erde in den Orbit befördert werden muss, kostet ein Vermögen. Um Kosten zu senken und die Autarkie der Raumstation zu gewährleisten, setzen die Astronauten auf ein hochentwickeltes Wasserkreislaufsystem. Dieses System recycelt nicht nur Urin, sondern auch Kondenswasser aus der Kabinenluft, Schweiß und andere Abfallprodukte.

Wie funktioniert die Umwandlung?

Das Herzstück des Wasserkreislaufsystems ist das “Water Recovery System” (WRS). Dieses System besteht aus zwei Hauptkomponenten:

• Die Urine Processor Assembly (UPA): Hier wird der Urin gesammelt und zunächst durch Destillation von Wasser und festen Bestandteilen getrennt. Die Destillation erfolgt in einem Vakuum, wodurch die benötigte Energie reduziert wird.
• Die Water Processor Assembly (WPA): Dieses System reinigt sowohl das destillierte Wasser aus der UPA als auch das Kondenswasser und den Schweiß. Die Reinigung erfolgt durch verschiedene Filter, die organische und anorganische Verunreinigungen entfernen. Anschließend wird das Wasser mit einem katalytischen Reaktor behandelt, der verbleibende organische Substanzen oxidiert. Abschließend wird das Wasser nochmals desinfiziert, um sicherzustellen, dass es frei von Bakterien und Viren ist.

Ist das Wasser sicher?

Die NASA und andere Raumfahrtagenturen legen höchste Sicherheitsstandards an. Das recycelte Wasser wird regelmäßig getestet, um sicherzustellen, dass es den strengen Trinkwasserrichtlinien entspricht. Tatsächlich ist das Wasser, das auf der ISS produziert wird, oft reiner als das Wasser, das wir auf der Erde trinken.

Die psychologische Hürde

Obwohl das Wasser absolut sicher ist, bleibt oft eine psychologische Hürde bestehen. Die Vorstellung, Urin zu trinken, mag unangenehm sein. Astronauten werden jedoch darauf vorbereitet und verstehen die Notwendigkeit und die Technologie dahinter. Sie wissen, dass das Wasser durch ein hochmodernes Verfahren gereinigt wurde und alle potenziellen Verunreinigungen entfernt wurden.

Die Zukunft der Raumfahrt

Das Wasserkreislaufsystem der ISS ist ein wichtiger Schritt in Richtung längerer und nachhaltigerer Raumfahrtmissionen. Ohne diese Technologie wären Langzeitaufenthalte auf dem Mond oder sogar eine Reise zum Mars kaum denkbar. Durch die Wiederverwendung von Ressourcen können Astronauten autarker agieren und sich auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren: die Erforschung des Weltraums.

Fazit

Ja, Astronauten trinken Wasser, das aus Urin gewonnen wurde. Aber es ist weit mehr als das. Es ist ein Beweis für menschlichen Erfindungsreichtum und eine notwendige Maßnahme, um die Grenzen der Raumfahrt zu erweitern. Es ist ein Beispiel dafür, wie wir in extremen Umgebungen überleben und prosperieren können, indem wir unsere Ressourcen optimal nutzen. Das Wasser, das aus Urin gewonnen wird, ist nicht nur Trinkwasser, sondern auch ein Symbol für die Zukunft der Raumfahrt.

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