Sind Speicheltests auf Hormone genau?

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Speichel eignet sich zur zuverlässigen Messung des Stresshormons Cortisol. Andere Hormone lassen sich nicht ausreichend genau bestimmen. Zahnfleischbluten kann die Cortisolwerte verfälschen. Daher ist Speicheldiagnostik nur bedingt für die Hormonanalyse geeignet.
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Speicheltests für Hormone: Cortisol im Fokus, aber Grenzen beachten

Speicheltests gewinnen zunehmend an Beliebtheit, besonders im Bereich der Hormondiagnostik. Sie gelten als unkompliziert, schmerzfrei und patientenfreundlich. Doch wie genau sind diese Tests wirklich und für welche Hormone eignen sie sich überhaupt?

Ein Hormon, das zuverlässig im Speichel gemessen werden kann, ist das Stresshormon Cortisol. Der Cortisolspiegel im Speichel korreliert gut mit dem freien, biologisch aktiven Cortisol im Blut. Dies macht Speicheltests zu einem wertvollen Instrument, um den Cortisolverlauf über den Tag zu erfassen und so beispielsweise Stressbelastungen zu analysieren. Gerade die Möglichkeit der mehrfachen Probenentnahme über den Tag verteilt, ohne venöse Punktionen durchführen zu müssen, ist ein großer Vorteil der Speicheldiagnostik.

Allerdings stößt die Speicheldiagnostik bei anderen Hormonen an ihre Grenzen. Die Konzentration vieler Hormone im Speichel ist deutlich geringer als im Blut, was die Messbarkeit und Aussagekraft der Ergebnisse stark einschränkt. So lassen sich beispielsweise Sexualhormone wie Östrogen oder Testosteron im Speichel nicht ausreichend genau bestimmen. Für diese Hormone sind nach wie vor Blutuntersuchungen der Goldstandard.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der die Genauigkeit von Speicheltests beeinflussen kann, ist die Mundhygiene und der Zustand des Zahnfleisches. Zahnfleischbluten kann die Cortisolwerte im Speichel verfälschen und zu fehlerhaften Ergebnissen führen. Auch bestimmte Medikamente, Nahrungsmittel und die Tageszeit können Einfluss auf die Hormonkonzentrationen im Speichel haben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Speicheltests eine gute Option zur Messung des Stresshormons Cortisol darstellen. Sie bieten eine einfache und komfortable Alternative zur Blutentnahme und ermöglichen die Erfassung des Cortisoltagesprofils. Für die Bestimmung anderer Hormone ist die Speicheldiagnostik jedoch aufgrund der geringen Konzentrationen und der Anfälligkeit für Störfaktoren nur bedingt geeignet. Vor der Durchführung eines Speicheltests sollte daher immer mit einem Arzt oder Therapeuten abgeklärt werden, ob diese Methode für die jeweilige Fragestellung sinnvoll ist und welche Faktoren beachtet werden müssen, um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten.