Ist der Blutdruck am Oberarm höher als am Handgelenk?

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Arterielle Blutdruckmessungen zeigen deutliche Unterschiede zwischen Oberarm und Handgelenk, abhängig vom Messort. Während in der Praxis ein niedrigerer systolischer Wert am Handgelenk festgestellt wurde, ergaben Heimmessungen paradoxerweise höhere Werte am Handgelenk, sowohl systolisch als auch diastolisch. Diese Diskrepanz bedarf weiterer Untersuchung.

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Blutdruck am Oberarm versus Handgelenk: Ein Vergleich und die Suche nach Antworten

Die regelmäßige Blutdruckmessung ist ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitsvorsorge. Ob beim Arzt, in der Apotheke oder zu Hause – das Ziel ist es, den Blutdruck im Blick zu behalten und bei Bedarf frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen. Dabei stellt sich die Frage: Wo misst man am besten? Die gängigen Messorte sind der Oberarm und das Handgelenk. Doch zeigen die Messungen an diesen beiden Körperstellen immer die gleichen Werte? Die Antwort ist komplex und bedarf einer differenzierten Betrachtung.

Der Goldstandard: Die Oberarmmessung

Traditionell gilt die Blutdruckmessung am Oberarm als der Goldstandard. Sie wird von Ärzten und medizinischem Fachpersonal bevorzugt, da sie als zuverlässiger und genauer angesehen wird. Dies liegt unter anderem daran, dass die Manschette direkt auf der Arteria brachialis (Oberarmarterie) platziert wird, einem großen, zentral gelegenen Gefäß. Die Nähe zum Herzen und die direkte Messung an einer Hauptarterie führen in der Regel zu stabileren und reproduzierbareren Werten.

Die Handgelenkmessung: Praktisch, aber mit Einschränkungen

Die Handgelenkmessung hat in den letzten Jahren an Popularität gewonnen, vor allem aufgrund ihrer einfachen Handhabung und Kompaktheit der Geräte. Sie ermöglicht eine unkomplizierte Blutdruckkontrolle zu Hause oder unterwegs. Allerdings ist die Messung am Handgelenk fehleranfälliger und kann von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden.

Unterschiedliche Messwerte: Wo liegt das Problem?

In der Praxis beobachten Ärzte häufig, dass die systolischen Blutdruckwerte bei der Messung am Handgelenk tendenziell niedriger sind als am Oberarm. Dies könnte an der geringeren Weite und Elastizität der Arterien im Handgelenk liegen, was zu einer Dämpfung des Druckimpulses führen kann.

Überraschenderweise zeigen Studien mit Heimmessgeräten oft das gegenteilige Bild: Hier werden am Handgelenk höhere systolische und diastolische Werte gemessen als am Oberarm. Diese Diskrepanz ist noch nicht vollständig verstanden und bedarf weiterer Forschung.

Mögliche Erklärungen für die unterschiedlichen Werte:

  • Positionierung: Eine korrekte Positionierung ist bei der Handgelenkmessung entscheidend. Das Handgelenk muss sich auf Herzhöhe befinden, um genaue Ergebnisse zu erzielen. Fehler in der Positionierung können zu falschen Werten führen.
  • Geräteunterschiede: Die Genauigkeit der Blutdruckmessgeräte variiert je nach Hersteller und Modell. Es ist wichtig, ein validiertes und zertifiziertes Gerät zu verwenden.
  • Individuelle Faktoren: Die Anatomie und Physiologie der Gefäße können von Person zu Person unterschiedlich sein. Dies kann zu unterschiedlichen Messergebnissen an Oberarm und Handgelenk führen.
  • Messzeitpunkt: Der Blutdruck variiert im Laufe des Tages. Messungen zu unterschiedlichen Zeiten können zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.
  • Weißkitteleffekt: Bei Messungen in der Arztpraxis kann der “Weißkitteleffekt” auftreten, bei dem der Blutdruck aufgrund von Aufregung und Anspannung steigt. Dies kann die Messergebnisse verfälschen.

Was bedeutet das für die Blutdruckkontrolle?

Die unterschiedlichen Messergebnisse an Oberarm und Handgelenk sollten nicht ignoriert werden. Es ist wichtig, folgende Punkte zu beachten:

  • Konsequente Messung an derselben Stelle: Für eine aussagekräftige Blutdruckkontrolle sollte man sich für einen Messort entscheiden (Oberarm oder Handgelenk) und die Messungen konsequent an dieser Stelle durchführen.
  • Korrekte Messungstechnik: Unabhängig vom Messort ist eine korrekte Messungstechnik entscheidend. Die Gebrauchsanweisung des Geräts sollte sorgfältig beachtet werden.
  • Regelmäßige Kontrollen beim Arzt: Die regelmäßige Blutdruckkontrolle beim Arzt bleibt unerlässlich, um die Messergebnisse zu überprüfen und eventuelle Abweichungen zu besprechen.
  • Vergleich der Werte: Wenn sowohl am Oberarm als auch am Handgelenk gemessen wird, sollten die Werte miteinander verglichen und interpretiert werden. Bei Unsicherheiten sollte man den Arzt konsultieren.

Fazit: Weiterhin Forschungsbedarf

Die Diskrepanzen zwischen den Blutdruckwerten am Oberarm und am Handgelenk sind ein komplexes Thema, das weitere Forschung erfordert. Bis dahin ist es wichtig, die Messergebnisse kritisch zu hinterfragen, eine korrekte Messungstechnik anzuwenden und regelmäßig den Arzt zu konsultieren. Nur so kann eine zuverlässige Blutdruckkontrolle gewährleistet und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen minimiert werden.