Gibt es Leute, die einfach nicht schwimmen können?

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Ein hoher Prozentsatz der Deutschen kann nicht oder nur schlecht schwimmen. Laut einer DLRG-Umfrage aus 2017 sind rund 60% der Grundschüler und 52% der Erwachsenen Nichtschwimmer oder schlechte Schwimmer. Diese Zahlen verdeutlichen die Notwendigkeit von Schwimmunterricht.
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Gibt es Leute, die einfach nicht schwimmen können?

Ein hoher Prozentsatz der Deutschen kann nicht oder nur schlecht schwimmen. Laut einer DLRG-Umfrage aus 2017 sind rund 60% der Grundschüler und 52% der Erwachsenen Nichtschwimmer oder schlechte Schwimmer. Diese Zahlen verdeutlichen die Notwendigkeit von Schwimmunterricht, aber was steckt hinter dieser scheinbar hohen Quote an Nichtschwimmern? Ist es tatsächlich so, dass einige Menschen einfach genetisch nicht zum Schwimmen prädestiniert sind, oder liegt die Ursache woanders?

Die Antwort ist komplex und eine eindeutige “Schwimm-Unfähigkeit” lässt sich nicht pauschal auf eine Ursache zurückführen. Es gibt sicherlich Menschen, die aufgrund von physischen Einschränkungen, wie beispielsweise schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen, das Schwimmen nur sehr eingeschränkt oder gar nicht erlernen können. Allerdings ist die Mehrheit der Nichtschwimmer nicht auf solche Faktoren zurückzuführen.

Stattdessen spielen verschiedene Faktoren eine Rolle:

  • Fehlende oder unzureichende Schwimmunterricht: Ein zentraler Punkt ist die Verfügbarkeit und Qualität von Schwimmunterricht. Ist der Unterricht ausreichend frühzeitig in der Kindheit, gut strukturiert und professionell gestaltet? Die Qualität des Unterrichts hat einen immensen Einfluss darauf, ob jemand schwimmen lernt oder nicht.

  • Angst und/oder negative Erfahrungen: Viele Menschen fürchten das Wasser, und diese Angst kann durch schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit oder durch fehlendes Selbstvertrauen verstärkt werden. Diese Ängste können die Motivation zum Üben erheblich beeinträchtigen. Ein respektvoller und unterstützender Umgang mit dem Kind oder Erwachsenen im Schwimmunterricht ist unabdingbar.

  • Sozioökonomische Faktoren: Die Möglichkeit, Schwimmbäder oder entsprechende Einrichtungen zu besuchen, kann je nach Wohnort und finanziellen Möglichkeiten stark variieren. Auch fehlende Unterstützung durch die Familie kann ein Faktor sein. Zugang zu Schwimmunterricht ist nicht überall gleich gut gewährleistet.

  • Wachstum und Veränderungen im Lehrplan: Die Prioritäten und die Gestaltung von Lehrplänen können sich im Laufe der Zeit ändern. Wird dem Schwimmunterricht die notwendige Bedeutung beigemessen? Die Verfügbarkeit von Schwimmunterricht muss also ganzheitlich betrachtet werden.

Die hohe Zahl der Nichtschwimmer in Deutschland ist somit kein Indiz für eine angeborene Unfähigkeit, sondern ein Indikator für Lücken im System. Um diese Lücken zu schließen, braucht es nicht nur mehr Schwimmunterricht, sondern auch eine gründlichere Analyse der Ursachen, mehr Ressourcen, einen bewussten Umgang mit Ängsten und eine ganzheitliche Betrachtung der individuellen Voraussetzungen. Ein umfassendes Programm, welches diese Faktoren berücksichtigt, ist entscheidend, um die Schwimmkompetenz in der Bevölkerung zu verbessern. Dies betrifft nicht nur die Sicherheit im Wasser, sondern fördert auch die allgemeine körperliche Fitness und Wohlbefinden.