Bei welchen Temperaturen kann ein Mensch überleben?

Die Grenzen der Hitzeverträglichkeit: Wann wird es für den Menschen lebensbedrohlich heiß?

Die globale Erwärmung ist längst kein abstraktes Zukunftsszenario mehr, sondern eine greifbare Realität, die uns alle betrifft. Mit steigenden Durchschnittstemperaturen rückt auch die Frage immer stärker in den Fokus: Wie viel Hitze kann der menschliche Körper überhaupt aushalten? Die Antwort darauf ist komplex und hängt von verschiedenen Faktoren ab, aber eine Kennzahl sticht besonders hervor: die Feuchtkugeltemperatur.

Was ist die Feuchtkugeltemperatur?

Die Feuchtkugeltemperatur ist ein Maß für die Hitzebelastung, das sowohl die Lufttemperatur als auch die Luftfeuchtigkeit berücksichtigt. Sie gibt die niedrigste Temperatur an, die durch Verdunstungskühlung erreicht werden kann. Im Grunde simuliert sie, wie gut der menschliche Körper durch Schwitzen Wärme abgeben kann. Je höher die Luftfeuchtigkeit, desto schwieriger ist die Verdunstung von Schweiß und desto höher ist die Feuchtkugeltemperatur.

Die magische Grenze: 35°C Feuchtkugeltemperatur

Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse legen nahe, dass die menschliche Überlebensgrenze bei einer Feuchtkugeltemperatur von etwa 35°C für eine Dauer von rund sechs Stunden liegt. Was bedeutet das konkret?

Eine Feuchtkugeltemperatur von 35°C entspricht beispielsweise einer Lufttemperatur von 46°C bei 50% Luftfeuchtigkeit. Diese Kombination aus Hitze und Feuchtigkeit stellt eine enorme Belastung für den menschlichen Körper dar.

Warum ist diese Temperatur so gefährlich?

Unser Körper verfügt über verschiedene Mechanismen, um die Körpertemperatur konstant bei etwa 37°C zu halten. Einer der wichtigsten ist das Schwitzen. Verdunstet der Schweiß auf der Haut, wird dem Körper Wärme entzogen.

Bei einer Feuchtkugeltemperatur von 35°C ist die Luft jedoch bereits so feucht, dass der Schweiß kaum noch verdunsten kann. Der Körper verliert die Fähigkeit, sich effektiv abzukühlen. Die Körpertemperatur beginnt unaufhaltsam zu steigen, was zu einer Reihe von lebensbedrohlichen Problemen führen kann:

• Hitzschlag: Der Hitzschlag ist die schwerwiegendste Folge extremer Hitze. Er entsteht, wenn der Körper die Temperatur nicht mehr regulieren kann. Symptome sind unter anderem Verwirrung, Desorientierung, Krämpfe und Bewusstlosigkeit.
• Organversagen: Die anhaltende Überhitzung kann Organe wie Herz, Nieren und Leber schädigen und schließlich zum Organversagen führen.
• Hyperthermie: Ein unkontrollierter Anstieg der Körpertemperatur, der zu schweren Schäden an Zellen und Geweben führen kann.

Faktoren, die die Hitzeverträglichkeit beeinflussen:

Es ist wichtig zu betonen, dass die 35°C Feuchtkugeltemperatur lediglich ein Richtwert ist. Die tatsächliche Hitzeverträglichkeit eines Menschen hängt von verschiedenen Faktoren ab:

• Alter: Ältere Menschen und kleine Kinder sind besonders gefährdet, da ihre Körper die Temperatur weniger effizient regulieren können.
• Gesundheitlicher Zustand: Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes können die Hitzeverträglichkeit verringern.
• Akklimatisierung: Menschen, die an heiße Klimazonen angepasst sind, können höhere Temperaturen besser tolerieren.
• Hydratation: Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist entscheidend, um den Körper durch Schwitzen abzukühlen.
• Bekleidung: Lockere, helle Kleidung hilft, die Wärme abzuleiten.
• Aktivitätslevel: Körperliche Anstrengung erhöht die Wärmeproduktion im Körper und sollte bei extremer Hitze vermieden werden.

Was können wir tun?

Angesichts der zunehmenden Hitzewellen ist es von entscheidender Bedeutung, die Gefahren extremer Hitze zu verstehen und sich entsprechend zu schützen. Hier einige Tipps:

• Informieren Sie sich: Behalten Sie die Wettervorhersage im Auge und achten Sie auf Hitzewarnungen.
• Trinken Sie ausreichend: Achten Sie darauf, ausreichend Wasser oder Elektrolytlösungen zu trinken.
• Vermeiden Sie Anstrengung: Reduzieren Sie körperliche Aktivität während der heißesten Stunden des Tages.
• Suchen Sie kühle Orte auf: Verbringen Sie Zeit in klimatisierten Räumen oder im Schatten.
• Achten Sie auf Risikogruppen: Kümmere Sie sich um ältere Menschen, Kinder und kranke Personen.
• Ergreifen Sie Maßnahmen gegen den Klimawandel: Die Reduktion von Treibhausgasemissionen ist langfristig der wirksamste Weg, um die Häufigkeit und Intensität von Hitzewellen zu reduzieren.

Die Hitzeverträglichkeit des Menschen hat ihre Grenzen. Ein tiefergehendes Verständnis dieser Grenzen und der Faktoren, die sie beeinflussen, ist unerlässlich, um uns selbst und unsere Mitmenschen vor den lebensbedrohlichen Folgen extremer Hitze zu schützen. Die globale Erwärmung stellt uns vor große Herausforderungen, und die Anpassung an ein heißeres Klima erfordert ein umfassendes Umdenken und verantwortungsvolles Handeln.