Warum schließen so viele Apotheken?
Die wirtschaftliche Lage vieler Apotheken ist angespannt. Steigende Kosten für Energie und Personal drücken die Gewinne, trotz gestiegener Umsätze. Dies erschwert sowohl die Gründung als auch die Übernahme, und schreckt potenziellen Nachwuchs ab. Die Zukunft des Apothekenwesens steht damit vor Herausforderungen.
Das stille Sterben der Apotheken: Warum schließen immer mehr Türen?
Die vertraute Apotheke um die Ecke – ein Ort der Beratung, der Versorgung und oft auch des persönlichen Kontakts – wird zunehmend zu einer seltenen Erscheinung. Die Schlagzeilen über Schließungen häufen sich, und hinter diesem Phänomen steckt weit mehr als nur ein lokales Problem: Die wirtschaftliche Situation vieler Apotheken ist dramatisch angespannt, und die Zukunft des Berufsstands steht auf dem Spiel.
Die gängige Erzählung von steigenden Umsätzen, die die finanziellen Probleme kompensieren, greift zu kurz. Zwar mag der Umsatz in einigen Apotheken gestiegen sein, jedoch bei weitem nicht im Verhältnis zu den explodierenden Kosten. Die Preisbindung für viele Medikamente lässt den Apotheken nur wenig Spielraum für eigene Preisgestaltung. Gleichzeitig steigen die Kosten für Personal – Apotheker*innen und PTA benötigen eine qualifizierte Ausbildung und verlangen entsprechend faire Löhne – sowie für Energie, Miete und Logistik enorm an. Diese Kostenspirale frisst die Gewinne auf und führt zu einem zunehmenden wirtschaftlichen Druck.
Die Folgen sind vielfältig und verheerend: Die Gründung einer neuen Apotheke wird immer riskanter, die Übernahme bestehender Betriebe oft unattraktiv. Junge Apotheker*innen, die mit hohen Schulden aus dem Studium starten, sehen sich mit wenig Aussicht auf ein finanziell stabiles und unabhängiges Dasein konfrontiert. Der Mangel an Nachwuchs verschärft die Situation zusätzlich, da weniger neue Apotheken eröffnet und bestehende weniger gut besetzt werden können. Dies führt zu einem Teufelskreis: Weniger Apotheken bedeuten weniger Wettbewerb und damit weniger Verhandlungsspielraum gegenüber Pharmakonzernen und Großhändlern, was die Kostenproblematik weiter verschärft.
Die Herausforderungen gehen über die reine Ökonomie hinaus. Der zunehmende Online-Handel, der zwar in Deutschland durch strenge Regulierungen eingeschränkt ist, stellt dennoch eine Konkurrenz dar. Hinzu kommt der zunehmende administrative Aufwand durch immer komplexere Abrechnungsverfahren und bürokratische Hürden. Apotheker*innen verbringen einen beträchtlichen Teil ihrer Arbeitszeit mit administrativen Tätigkeiten, anstatt sich der eigentlichen Aufgabe – der Patientenversorgung – zu widmen.
Um das Überleben des Apothekenwesens zu sichern, braucht es dringend politische und wirtschaftliche Maßnahmen. Eine Anpassung der Preisgestaltung, die Berücksichtigung der tatsächlichen Kosten in den Erstattungssätzen, die Reduzierung des bürokratischen Aufwands und die Förderung von Nachwuchs sind nur einige der notwendigen Schritte. Andernfalls droht ein Szenario, in dem die Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten und pharmazeutischer Beratung, insbesondere in ländlichen Regionen, zunehmend gefährdet ist. Das stille Sterben der Apotheken ist nicht nur ein wirtschaftliches Problem, sondern eine Frage der Gesundheitsversorgung.
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