Warum müssen bei Autos die Ventile nicht eingestellt werden?

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Moderne Autos nutzen häufig reibungsarme Rollenkipphebel und hydraulische Ventilstößel. Diese Technologien halten das Ventilspiel selbstständig optimal und machen ein manuelles Einstellen in den meisten Fällen überflüssig.

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Warum muss man bei modernen Autos die Ventile nicht mehr einstellen? – Ein Ausflug in die Ventiltechnik

Das regelmäßige Einstellen der Ventile war lange Zeit ein fester Bestandteil der Autowartung. Für viele Autofahrer – und selbst für einige Mechaniker älterer Schule – ist dieser Gedanke untrennbar mit dem Auto verbunden. Doch moderne Fahrzeuge benötigen diese Prozedur in den meisten Fällen gar nicht mehr. Der Grund dafür liegt in der Weiterentwicklung der Ventiltriebstechnologie.

Früher nutzten Motoren sogenannte stößelgesteuerte Ventile mit mechanisch betätigten Kipphebeln. Das Spiel zwischen Ventil und Stößel unterlag aufgrund von Verschleiß und Temperaturschwankungen ständigen Veränderungen. Ein zu großes Spiel führte zu Geräuschen, Leistungsverlust und unvollständiger Verbrennung. Ein zu kleines Spiel konnte sogar zu Ventilschäden führen. Daher war die regelmäßige Überprüfung und Einstellung des Ventilspiels essentiell.

Die moderne Automobiltechnik hat diese Problematik elegant umgangen. Zwei Haupttechnologien haben das manuelle Einstellen der Ventile überflüssig gemacht:

1. Hydraulische Ventilstößel: Diese Systeme integrieren einen kleinen Hydraulikkolben in den Ventilstößel. Dieser Kolben gleicht das Ventilspiel automatisch aus. Öl unter Druck füllt den Raum zwischen Stößel und Ventil und kompensiert so den Verschleiß. Sobald der Kolben abgenutzt ist, wird er einfach durch den Öldruck ersetzt. Dies gewährleistet ein stets optimales Ventilspiel über die gesamte Lebensdauer des Motors – zumindest theoretisch. In der Praxis kann es bei starkem Verschleiß oder unzureichendem Öldruck zu Problemen kommen.

2. Rollenkipphebel: Diese Technologie reduziert die Reibung zwischen Nockenwelle und Ventil deutlich. Durch die Verwendung von Rollen anstelle von flachen Kipphebeln wird der Verschleiß minimiert und das Ventilspiel bleibt über einen längeren Zeitraum konstant. Oftmals werden Rollenkipphebel in Kombination mit hydraulischen Ventilstößeln eingesetzt, was die Langlebigkeit und Wartungsfreiheit weiter verbessert.

Ausnahmen bestätigen die Regel:

Trotz der weitverbreiteten Anwendung dieser Technologien gibt es Ausnahmen. Ältere Fahrzeuge, besonders solche mit konventioneller Ventiltechnik, benötigen weiterhin eine regelmäßige Ventilspieleinstellung. Auch bei einigen modernen Motoren, insbesondere im Hochleistungsbereich, kann ein manuelles Einstellen des Ventilspiels aus Leistungsgründen oder für spezielle Anwendungen notwendig sein. Die Angaben des Fahrzeugherstellers in der Betriebsanleitung sind daher immer maßgeblich.

Fazit:

Die Notwendigkeit, Ventile einzustellen, ist ein Relikt der Vergangenheit für die Mehrheit der heutigen Fahrzeuge. Hydraulische Ventilstößel und reibungsarme Rollenkipphebel haben die Wartung vereinfacht und die Lebensdauer des Motors erhöht. Dennoch sollten Autofahrer die Angaben in ihrer Betriebsanleitung beachten, um sicherzustellen, dass ihr Fahrzeug die optimale Pflege erhält. Ein regelmäßiger Ölwechsel, der die hydraulischen Systeme mit sauberem Öl versorgt, ist dabei unerlässlich.